Frankreich

Kredit aus Russland für den Front National

Von Ursula Welter · 26.11.2014
Wahlkampf kostet Geld, doch offenbar wollten französische Banken dem rechtsextremen Front National keinen Kredit gewähren. Jetzt ist bekannt geworden, dass die Partei neun Millionen Euro von einer russischen Bank erhalten hat.
"Segel raus, Leinen straff und das Rennen gewinnen."
Die Chefin des Front National gibt sich, wie stets, siegessicher. Ihre Wiederwahl ist unstrittig, Marine Le Pen ist die einzige Kandidatin für die Parteispitze beim Kongress in Lyon an diesem Wochenende, und sie ist zuversichtlich, dass sie auch die nächsten Wahlen, erst auf regionaler und dann auf nationaler Ebene, für sich entscheidet. Aber Wahlkampf kostet Geld:
"Wir haben für die Kampagne einen Kredit aufgenommen."
Neun Millionen Euro. Bei einer Bank mit Sitz in Moskau, der "First Czech Russian Bank". Die Internet-Seite "mediapart " war die erste, die dies berichtete. Sie hält den Front National unter strenger Beobachtung, als Dank dafür werden Journalisten von "mediapart " von der Partei Marine Le Pens wahlweise gemieden oder des Saales verwiesen. Diesmal wurde Klage angedroht, weil der Kredithandel geheim bleiben sollte, aber dementieren ließ er sich dann nicht mehr, Marine Le Pen ging es deshalb mit offenem Visier an:
"Es ergab sich, dass uns eine tschechisch-russische Bank das Geld geliehen hat, und ich sage: umso besser",
meinte die FN-Chefin im Fernsehkanal "France 5":
"Ich war gezwungen ins Ausland zu gehen, ich habe in den USA gefragt, in Asien, in Europa, in Russland, in östlichen Ländern."
Denn, so Le Pen, die französischen Banken würden ihrer Partei keinen Kredit geben. Ob diese Zurückhaltung mit den Ungereimtheiten im Wahlkampf des konservativen Präsidenten Sarkozy zu tun habe, oder ob der Front National als solcher gemieden werde - das könne sie nicht sagen.
Geld aus Moskau für den Wahlkampf einer französischen Partei? Das Kreditgeschäft ist legal, und doch stellten Frankreichs Medien die Frage, ob da die russische Führung Einfluss genommen habe? Marine Le Pen ist ein erklärter Fan von Wladimir Putin, ihre Kontakte zum russischen Botschafter in Paris gelten als eng, ihre erklärte Gegnerschaft zu Nato und EU fällt in Moskau auf fruchtbaren Boden.
"Ich sehe keinen Zusammenhang zwischen einer tschechisch-russischen Bank und der Regierung von Wladimir Putin",
verteidigte die gelernte Anwältin Le Pen. Jede andere Behauptung, sagte sie, sei eine Diffamierung.
Pikante Details über das Zustandekommen des Kredits
Pikant für die Partei ist, was die Internet-Plattform "mediapart" über das Zustandekommen des Kredithandels berichtet. Die FN-Europaabgeordneten Jean-Luc Schaffhauser und Aymeric Chauprade, die für die Partei die ideologischen und nun offenbar auch finanziellen Brücken des Front National nach Moskau schlagen, Chauprade und Schaffhauser sollen den Kredit über Alexander Mikhailowich Babakow eingefädelt haben. Babakov wiederum ist Putins Mann für ausländische Organisationen, regelmäßig Gast auf internationalen Konferenzen in Paris, aber sein Name steht - infolge des Ukraine-Konflikts - seit September auf der Sanktionsliste der EU.
Um die Diskussion auf ihre Art zu beenden, bot Marine Le Pen an, sie werde den Kredit aus Russland sofort zurückzahlen, sollte sich eine französische Bank finden, allerdings sei der Front National ja nicht der beste Freund der Banken.
Zum Parteikongress am kommenden Wochenende will die Chefin des extremen Front National auch über künftige Partner ihrer Partei diskutieren lassen. Öffnung zu einer "Allianz der Patrioten", wie sie sagt.
Unter den Namen, die Le Pen vorschweben, "Souveränisten", "Erklärte Gegner der europäischen Verfassung", und – mit Jean-Pierre Chevènement - auch einer, der viel Verständnis für das Vorgehen Putins in der Ukraine äußert.
"Es gibt Patrioten in Frankreich, die zusammenstehen müssen, um die Souveränität des Landes zu verteidigen",
meint Marine Le Pen, die in Sachen Allianzen allerdings recht glücklos agiert und Chevènement und anderen die Hand schon mehrfach vergeblich hingestreckt hat.
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