Frankfurter Städel Museum

Bedrohliche Gestalten von Daniel Richter

"Horde" von Daniel Richter im Frankfurter Städel Museum
Das Bild "Horde" von Daniel Richter im Frankfurter Städel Museum. © imago/epd
Von Rudolf Schmitz · 06.10.2015
Zum 200. Geburtstag hat das Frankfurter Städel Museum in der Ausstellung "Dialog der Meisterwerke" 65 Kunstwerke aus renommierten Museen zusammengebracht. Darunter sind auch die großformatigen Gemälde "Die Horde" und "Dog Planet" von Daniel Richter.
"Die Horde" von 2007 und "Dog Planet" von 2002 sind großformatige Gemälde von Daniel Richter. Das Bild aus dem Städel-Museum und sein Dialogpartner aus Leipzig verhandeln dasselbe. Es geht um aufgereihte, vermummt wirkende Gestalten, mit Helmen und Schlagstöcken. Sie wirken aggressiv und bedrohlich.
Die Malerei des 1962 geborenen Daniel Richter erinnert an die Farbumkehrung von Wärmebildkameras. Die "Horde" aus dem Städel-Museum ist blau dominiert, "Dog Planet" aus Leipzig von braun-roten Farbtönen bestimmt.
Sie strahlen ab von den vier Schäferhunden, mitgeführt von den Gestalten. Daniel Richter besitzt ein Archiv von Pressefotos: Straßenschlachten, gewalttätige Auseinandersetzungen, Bürgerkriege, Katastrophenszenarios. Sie sind die Vorlage seiner Malerei, die durch Effekte der Farbumkehrung, Konturauflösung und flackernde Flächen zwischen gespenstischer Gegenständlichkeit und Abstraktion changiert.
Die beiden Bilder hängen sich auf engstem Raum gegenüber. Das wirkt unausweichlich. Kurator Martin Engler:
"Es sind zum ersten Mal nun wirklich sehr starke, sehr bedrohliche, präsente Bilder, die beide um ein Thema kreisen, was Richter über viele Jahre beschäftigt hat, die ´Horde` eben. Die Bedrohung durch eine nicht definierte Menschenmenge, wo man nie wirklich weiß: Sind das Polizisten, sind es Demonstranten, der autonome Block, sind das die ´Bullen`? Und dadurch, dass wir jetzt die beiden Arbeiten beisammen haben, kann man sehen, wie das Werk sich entwickelt. Wie das Thema eben anders und neu bearbeitet wird, die zentrale These, die Idee des Bildes deutlich macht. Dass eben die Gruppen, jede für sich, nicht eindeutig gut oder böse einzuordnen sind, sondern tatsächlich diese Ambivalenz haben. Und der Betrachter sich eben entscheiden muss: Was sind das für Leute, was wollen die von ihm, wie verhält er sich zu ihnen."
Im engsten Raum des Gartensaals begegnet man so einer abstoßenden gesellschaftlichen Wirklichkeit, die zugleich durch malerische Raffinesse verführt.

Weitere Infos zur Ausstellung "Dialog der Meisterwerke" im Frankfurter Städel Museum.
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