Frankfurter Buchmesse

"Die Indonesier sind ein bisschen zu spät dran"

Am Stand von Indonesien posieren der indonesische Autor Ahmad Tohari (r) und Sri Kuwati am 12.03.2015 auf der Buchmesse in Leipzig (Sachsen).
Generalprobe in Leipzig: Der Stand von Indonesien auf der Buchmessee am 12.03.2015 mit dem indonesischen Autor Ahmad Tohari (r) und Sri Kuwati © picture alliance / dpa / Hendrik Schmidt
Katharina Borchardt im Gespräch mit Joachim Scholl · 05.08.2015
Indonesien ist im Herbst Gastland der Frankfurter Buchmesse - eine große Chance für die hierzulande kaum bekannte indonesische Literatur. Weshalb 2015 in deutscher Übersetzung erst zwei Bücher erschienen, erklärt die Literaturkritikerin Katharina Borchardt.
Wenn ein Land Gastland der Frankfurter Buchmesse ist, bringen die Verlage normalerweise bereits im Vorfeld zahlreiche Neuerscheinungen und Neuübersetzungen auf den Markt. Das scheint in diesem Jahr anders zu sein: Nach neuer indonesischer Literatur sucht man auf dem hiesigen Buchmarkt bisher fast vergebens.
Indonesien fehlt die Erfahrung
"Es sind in diesem Jahr bislang genau zwei Bücher aus Indonesien erschienen, das ist wirklich supermager", sagt die Literaturkritikerin Katharina Borchardt. Zum einen Andrea Hiratas "Der Träumer", außerdem "Pulang – Heimkehr nach Jakarta" von Leila S. Chudori.
"Die Indonesier sind eigentlich – ganz einfach gesagt – mit allem ein bisschen zu spät dran", erklärt Borchardt. Das Gastlandkomitee habe zwischendurch ausgetauscht werden müssen, es gebe zu wenige Übersetzer aus dem Indonesischen und außerdem Probleme mit der Übersetzungsförderung.
"Man muss der Fairness halber im Hinterkopf behalten, Indonesien hat ja auch keine Erfahrung damit, seine Literatur international vorzustellen. Also, schon mal gar nicht auf so einer großen Bühne wie in Frankfurt."
Zu fremdartige Geschichten für den deutschen Markt?
Allerdings seien auch die deutschen Verlage sehr zurückhaltend gewesen mit Geschichten aus Indonesien, die oft zu fremd erschienen, betont die Literaturkritikerin. Insofern rechne sie damit, dass zur Buchmesse maximal etwa 20 belletristische Titel aus Indonesien auf den Markt kommen werden. "Und die erscheinen fast ausschließlich in kleinen und kleinsten Verlagen."
Lediglich ein großer deutscher Verlag habe sich an einen indonesischen Roman herangewagt, der kurz vor der Messe erscheinen soll, so Borchardt:
"Ullstein macht Laksmi Pamuntjaks Mammutwerk 'Alle Farben Rot'. Das ist eine Liebesgeschichte in Zeiten der Suharto-Diktatur, die ganz stark das indische Mahabharata-Epos widerspiegelt."
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