Frankenkönig

    Kriegsherr, Reformator und Schwimmer

    Die Büste Karls des Großen, zu sehen in der Aachener Domschatzkammer im Rahmen der Ausstellung "Karl der Große, Macht, Kunst, Schätze" (2014).
    Die Büste Karls des Großen in der Aachener Domschatzkammer. © picture alliance / dpa / Oliver Berg
    19.06.2014
    Als ehemalige Hauptresidenz Karls des Großen schmückt sich Aachen mit einer großen Ausstellung über den Frankenkönig. Diese zeigt die Entwicklung zum Kaisersitz und präsentiert "verlorene Schätze".
    Über ein riesiges Reich, von den Pyrenäen bis zur Donau, von Süditalien bis zur Nordseeküste reichend, herrschte der fränkische König Karl der Große bis zu seinem Tod im Jahr 814. Anlässlich des 1200. Todesjahres widmet die Stadt Aachen, die Hauptresidenz des Königs, "ihrem Karl" nun eine dreiteilige Ausstellung unter dem Titel "Karl der Große. Macht Kunst Schätze", die am Donnerstag von Bundespräsident Joachim Gauck eröffnet wird.
    Im Krönungssaal des Aachener Rathauses wird die Entwicklung vom fränkischen Reisekönigtum zum repräsentativen Herrschaftssitz an einem festen Ort, eben der Aachener Pfalz, nachgezeichnet. Das neue Stadtmuseum "Centre Charlemagne" zeigt Kunstwerke - direkt von der Hofschule oder aus der karolingischen Zeit -, darunter der Tassilokelch, der bedeutendste erhaltene Goldkelch des Mittelalters, der bisher nie in einer Ausstellung zu sehen war.
    Zudem werden "Verlorene Schätze", vorübergehend zurückgekehrte Stücke aus dem Aachener Domschatz, präsentiert, der als einer der größten und bedeutendsten Kirchenschätze Europas gilt.
    Großer Reformator
    Karl der Große war ein gnadeloser Kriegsherr. Sein Beiname ist umstritten wegen seiner militärischen Taten. Horst Bredekamp, Professor für Kunstgeschichte an der Humboldt-Universität Berlin, plädierte im Interview mit Deutschlandradio Kultur dafür, ihm diesen Titel nicht abzusprechen, "nicht allein aufgrund des riesigen Reiches, das er zusammengebracht hat (…), sondern aufgrund seiner starken Bildungsreform, die er eben auch initiiert hat. Von der Antike wüssten wir nur einen Bruchteil, wenn er nicht diese Reform eingeleitet hätte, und darin liegt eine gewaltige Leistung nicht nur für seine Zeit, sondern auch für die Nachwelt."
    In seinem Buch "Der schwimmende Souverän" führt Bredekamp aus, wie Karl der Große in jährlichen Versammlungen, aber auch durch eine starke körperliche Präsenz wie auch Inszenierungen überzeugte und regierte, um dieses Reich zusammenzuhalten.
    "Er hat geschwommen, sein Berater und Freund Einhard hat in seiner Biografie über Karl den Großen in vier markanten Sätzen davon berichtet, dass er regelmäßig schwamm, begeistert schwamm, dass er der beste Schwimmer seines Reiches war. Dass aus diesem Grund, weil in Aachen eben die warmen Quellen das Schwimmen ermöglichten, Aachen überhaupt zur ständigen Pfalz wurde", so der Kunsthistoriker im Interview.
    cwu

    Programmtipp:
    Auch im Interview mit dem Kunsthistoriker und Verleger Michael Imhof um 16.07 Uhr im Radiofeuilleton geht es um Karl der Großen als brutalen Herrscher und kunstsinnigen Barbaren, der die karolingische Renaissance eingeläutet hat.

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