Frage des Tages

Was hat eigentlich Pop in den Geschichtswissenschaften zu suchen?

Blick auf die zahlreichen Besucher des legendären Woodstock-Festivals.
Das legendäre Konzert in Woodstock 1969 war ein Massenevent: Statt der erwarteten 60.000 Besucher kamen mehr als 400.000. © picture alliance/dpa/upi
Moderation: Geza Ufer · 25.09.2014
Zum ersten Mal findet auf einem Historikertag eine Sektion zur Popgeschichte statt. Sie reflektiert Phänomene der Massenkultur. Man wolle auch vermitteln, was "Sex, Drugs und Rock'n'Roll" für bestimmte Menschen bedeutet, sagt der Historiker Bodo Mrozek.
Die Geschichtswissenschaften haben Neuland entdeckt: Für den derzeit in Göttingen stattfindenden Deutschen Historikertag ist zum ersten Mal eine Sektion zur Popgeschichte angenommen worden. Sie wurde von dem Historiker, Journalisten und Autor Bodo Mrozek (Freie Universität Berlin) und von Detlef Siegfried (Universität Kopenhagen) konzipiert.
Mit dieser Sektion wolle man bestimmte Sachverhalte aus der Pop-Kultur verstehbar machen, sagte Mrozek im Deutschlandradio Kultur. Zugleich sollten diese Phänomene in die Deutungsangebote der Geschichtswissenschaften integriert werden:
"Das ist eigentlich der Versuch, den Leuten zu vermitteln, was Sex and Drugs and Rock'n' Roll für andere heißt."
Pop als "demokratische Massenkultur"
Es gehe auch darum, die Phänomene des Pop in einem akademischen Diskurs zu etablieren, so Mrozek. Dieses Ziel habe der ebenfalls für das Konzept verantwortliche Historiker Detlef Friedrich auf folgende Formel gebracht:
"Wer demokratische Massenkulturen des 20. Jahrhunderts überhaupt verstehen will – und das wollen ja Historiker -, der kommt ohne Pop als seriösen Gegenstand gar nicht mehr aus."
In den Literatur- und Musikwissenschaften sei Pop als Gegenstand schon viel etablierter als in den Geschichtswissenschaften, meinte Mrozek:
"Die Historiker kommen aber per definitionem immer ein bisschen zu spät. Weil sie sozusagen die Nachhut sind, die da mit dem Besen durchgeht."
Der 50. Deutsche Historikertag unter dem Motto "Gewinner und Verlierer" findet noch bis zum 26. September statt. Der Titel der Pop-Sektion lautet: "The Winner Takes It All". Popgeschichtliche Narrative des 20. Jahrhunderts zwischen Ausbeutung und Emanzipation".
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