Frage des Tages

Warum ist Ihre Kunst kriminell?

Der Sprecher der Lampedusa-Gruppe, Asuquo Udo, und Esther Olaide Olokodena, Mitglied der Gruppe, vor dem Kunstprojekt und Flüchtlingsquartier "Ecofavela" auf Kampnagel in Hamburg.
Vor dem Kunstprojekt und Flüchtlingsquartier "Ecofavela" auf Kampnagel in Hamburg: der Sprecher der Lampedusa-Gruppe, Asuquo Udo (r.), und Esther Olaide Olokodena (l.), ebenfalls Mitglied der Gruppe © dpa/picture alliance/Malte Christians
Amélie Deuflhard im Gespräch mit Max Oppel · 04.05.2015
Gegen die Hamburger Theatermacherin Amélie Deuflhard wird ermittelt. Die Intendantin der Kulturfabrik Kampnagel war bereits im Dezember 2014 von der Partei Alternative für Deutschland (AfD) angezeigt worden. Der Grund: Ein Kulturprojekt mit Flüchtlingen.
Der Vorwurf gegen Deuflhard lautet: "Beihilfe zum Verstoß gegen das Aufenthaltsrecht für Ausländer".
Die Kulturfabrik hatte fünf Afrikanern der Gruppe "Lampedusa in Hamburg" im Rahmen des Kunstprojekts "Ecofavela Lampedusa Nord" auf ihrem Gelände Unterkunft und Beschäftigung geboten. Die Flüchtlinge waren über Italien nach Deutschland gelangt sind und hatten bislang erfolglos als Gruppe ein Bleiberecht gefordert.
Sie selbst sei über die Ermittlungen bisher nur aus der Presse informiert worden, sagte Deuflhard im Deutschlandradio Kultur:
"Nein ich habe noch nie etwas von der Staatsanwaltschaft gehört – alles ging immer nur über die Medien, (...) die Information, dass gegen mich ermittelt wird, ging an Journalisten und nicht an mich persönlich. Sehr ungewöhnlich, aus meiner Sicht."
Das Kunstprojekt sei für sie eine "soziale Skulptur, daran gibt es für mich überhaupt keine Zweifel". Zudem hätten auch andere Institutionen und der Senat Flüchtlinge mit ungeklärtem Status unterstützt:
"Ich bin ja nicht die Einzige, die Flüchtlingen in Hamburg Winterquartiere zur Verfügung gestellt hat. Selbst der Hamburger Senat hat Quartiere, auch für Flüchtlinge, die nicht im Verfahren sind, zur Verfügung gestellt – die Kirchen, jede Menge Initiativen und auch Privatmenschen. Wenn das die Frage ist, die die Staatsanwaltschaft am meisten interessiert, wäre meine Gegenfrage: Sollen wir Flüchtlinge, die noch nicht in einem Verfahren sind, im Winter erfrieren lassen? Oder sollen wir ihnen Unterkunft geben?"
Außerdem betonte Deuflhardt, dass es derzeit insgesamt noch sehr viele ungeklärte Fragen in Bezug auf die vielen Flüchtlinge in Europa gebe:
"Ich hoffe, dass die Konsequenz mittelfristig ist, dass die europäische Gesetzgebung überprüft werden muss, das ist auch kein Hamburger Problem. Es gibt so viele Defizite in Bezug auf Flüchtlingspolitik. Auch die Lampedusa-Gruppe in Hamburg, die waren nicht freiwillig hier, sondern wurden von der italienischen Regierung ins Flugzeug gesetzt – gegen EU-Recht."
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