Frage des Tages

Warum ist die Geliebte eigentlich immer die Bitch?

Jay Z und Beyoncé Singer bei der Costume Institute Gala Benefit im Metropolitan Museum of Art in New York, Mai 2015
Jay Z und Beyoncé Singer bei der Costume Institute Gala Benefit im Metropolitan Museum of Art in New York, Mai 2015 © dpa / picture alliance / Hubert Boesl
Catherine Newmark im Gespräch mit Max Oppel · 27.04.2016
Mit ihrem neuen Album hat Beyoncé kalkuliert einen kleinen Skandal ausgelöst: Hat ihr Mann Jay Z sie betrogen, wie sie es andeutet? Auch die Schuldige ist schnell ausgemacht: Natürlich die Geliebte, nicht der untreue Ehemann. Warum ist das so?
Beyoncé erzählt auf ihrem neuen Album die Geschichte einer betrogenen Ehefrau. Ob die so wahr ist oder nicht - ihre Fans haben schnell die mögliche "Geliebte" von Ehemann Jay Z ausgemacht und beschimpfen diese heftig.
Für die Journalistin und Philosophin Catherine Newmark ist dieser Internet-Hype ein gutes Beispiel für die immer noch herrschende Doppelmoral in unserer Gesellschaft. "Das Risiko, als Schlampe bezeichnet zu werden als Frau, wenn man Sex hat, ist sehr viel größer als als Mann, da wird man ja eher als der tolle Hecht gefeiert", sagt Newmark auf Deutschlandradio Kultur.
Seit der Romantik gebe es das Rollenbild, dass der Mann das Triebwesen sei, das seine Sexualität nicht im Griff habe, während die Frau die Aufgabe habe, die Sitten zu wahren. "Diejenige, die einen Mann in sich reinlässt, ist eigentlich Schuld, dass er das tut", erklärt Newmark. Deswegen richte sich die Wut der Fans gegen die mögliche Geliebte und nicht gegen Ehemann Jay Z. Wäre umgekehrt Beyoncé fremdgegangen, würde sich die Wut gegen sie richten - und nicht gegen den Geliebten. "Der Mann wäre ja eher ein toller Kerl, dem es gelänge, diese tolle Frau für sich zu gewinnen."
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