Frage des Tages

Hollywood - welche Filme liebten Volk und Führer?

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Der Filmwissenschaftler Frederik Lang © Deutschlandradio - Matthias Dreier
Frederik Lang im Gespräch mit Timo Grampes · 01.07.2015
Zwischen 1933 und 1940 waren in deutschen Kinos noch rund 250 US-amerikanische Spielfilme zu sehen. "Was Volk und Führer liebten ...", zeigt eine Retrospektive des Berliner Zeughauskinos. Kurator Frederik Lang hat überraschende Entdeckungen gemacht.
Auch nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten gab es in deutschen Kinos noch US-amerikanische Filme zu sehen: Etwa 250 solcher Spielfilme liefen dort noch zwischen 1933 und 1940 - viele davon waren große Publikumserfolge. "Was Volk und Führer liebten ..." heißt eine Retrospektive des Zeughauskinos in Berlin, die ab heute Hollywood-Filme aus den 30er-Jahren zeigt. Sie wurde von dem Filmjournalisten und Filmwissenschaftler Frederik Lang kuratiert.
Der Eröffnungsfilm der Retrospektive, die Screwball-Komödie "It happened one Night" sei bei "Volk und Führer" sowie auch bei Propagandaminister Goebbels sehr beliebt gewesen, sagte Frederick Lang im Deutschlandradio Kultur:
"Das war der Publikumshit im Herbst 1935. Und auch Goebbels schäumt gerade vor Begeisterung in seinen Tagebucheinträgen dazu."
Weiterer Renner war auch das Erdbebenkatastrophen-Drama "San Francisco", das der Hit im Winter 1936/1937 gewesen sei. Allein im Kino "Capitol" am Zoo hätte er innerhalb von sechs Wochen mehr als 100.000 Zuschauer gehabt. Beliebt war auch der Film "Tarzan, der Affenmensch", der noch vor 1933 in die Kinos gekommen war, erzählte Lang aus der Recherche für das Projekt. Hitler allerdings habe diesen Film "absolut furchtbar" gefunden:
"Er selbst hat sich dazu nicht geäußert. Es gibt nur Aufzeichnungen bei seinem Adjutanten, wo drin steht: 'Meinung von Hitler: schlecht.' Aber der Film wurde im Jahr 1934 als Exempel benutzt, um eine neue Zensurpolitik einzuführen. Eben wegen des Menschenbildes, das im nationalsozialistischen Menschenbild nicht angebracht war – nämlich die Beziehung einer arischen Frau mit einem Wesen wie Tarzan."
Selbst "Der große Diktator" lief in deutschen Kinos
Zu den damals aufgebotenen Filmen gehörten etwa auch "Der große Diktator" und "Meuterei auf der Bounty". Hier gebe es keine überlieferten Einschätzungen von Hitler oder Goebbels, die die Filme selbst gesehen hätten, so Lang:
"Weder Hitler noch Goebbels haben darin irgendeine Anregung zum Aufruhr oder zum Widerstand gegen ein unterdrückerisches System gesehen."
Die Präsenz der amerikanischen Filme in deutschen Kinos sei damit zu erklären, dass sowohl Hitler als auch Goebbels Fans des amerikanischen Kinos gewesen seien:
"Beide hatten nicht wirklich ein Interesse, diesen Film zu verbannen. Und gleichzeitig gab es auch nicht genügend deutsche Filme, um einfach die Kinos zu füllen. Die Hollywood-Studios brachten auch genug Geld ins Land. Und das Publikum war begeistert."
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