Frage des Tages

Einreiseverbot für Musiker - ist das gerechtfertigt?

Der amerikanische Rapper Tyler, The Creator, tritt auf dem Primavera Sound Festival 2015 am 28.05.2015 im Parc del Forum in Barcelona (Spanien) auf. Das Festival ist eines der größten Musikfestivals in Spanien.
Der US-Rapper Tyler, the Creator bei einem Konzert im Mai 2015 in Barcelona © dpa / Henrik Josef Boerger
Klaus Walter im Gespräch mit Gesa Ufer · 29.07.2015
Der aus Los Angeles stammende Rapper "Tyler, The Creator" glänzt vor allem durch sexistische und homophobe Texte. Australische Feministinnen haben daher verlangt, Tyler die Einreise zu verweigern. Sollten die australischen Behörden dem nachgeben?
Er ist einer der Shooting-Stars des Westküsten-Hip-Hops: der aus Los Angeles stammende Rapper Tyler, The Creator. Laut Wikipedia besuchte der heute 24-Jährige in zwölf Jahren zwölf verschiedene Schulen in der Umgebung von L.A. Sein erstes Album "Goblin" brachte ihm 2011 nicht nur den Best-New-Artist-Award von MTV, sondern auch den Ruf ein, besonders sexistische und schwulenfeindliche Texte zu machen.
Nun will der "Creator" im September drei Konzerte in Australien geben, doch eine Gruppe australischer Feministinnen will das verhindern und hat die australischen Behörden aufgefordert, dem Rapper die Einreise zu verweigern.
Wir fragen den Musik-Journalisten Klaus Walter: Wäre ein solches Einreiseverbot gerechtfertigt - oder würde es Zensur bedeuten? Seine Antwort:
"Ich finde es immer schwierig, wenn sich der Staat in solche Dinge einmischt, also wenn der Staat als Zensurbehörde angerufen wird."
Andererseits sagt Walter aber auch:
"Ich finde es völlig legitim und völlig richtig, wenn feministische oder Schwulenorganisationen oder eben einfach Menschen wie Sie und ich so etwas anprangern, in dem Fall die Texte von 'Tyler, The Creator'. Ich finde es auch richtig, Druck auf Veranstalter auszuüben, Konzerte zu boykottieren."
Allerdings, so Walter weiter, sei die Diskussion um schwarze, schwulenfeindliche Texte jetzt schon 25 Jahre alt. Damals hätten jamaikanische Sänger in ihren Texten zur Erschießung von Schwulen aufgerufen - "und die Diskussion haben wir jetzt ein Vierteljahrhundert, und man kann meiner Ansicht nach auch nicht mehr sagen, dass die Jungs [...] nicht mehr wissen, was sie tun, denn der Markt gibt es her, und sie verdienen damit offensichtlich gutes Geld."
Eine Zensur durch die Behörden sei nicht gerechtfertigt, sonst müssten künftig alle Pop- und Rocktexte auf schwulen- oder fremdenfeindliche Inhalte geprüft werden.
"Ich finde, es ist nicht die Aufgabe von Politikern, so eine Art von Zensur auszuüben."

Klaus Walter, Jahrgang 1955, ist Radiomoderator, DJ und Journalist. Seit 1984 stellte er im Hessischen Rundfunk in der Sendung "Der Ball ist rund" Popmusik jenseits des Mainstreams vor. Seit Januar 2008 moderiert er auf dem Webradio-Sender ByteFM unter anderem die Sendung "Was ist Musik?" In seinen Sendungen und Texten beschäftigt er sich mit Popmusik und Popkultur auch aus feministischer Perspektive.

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