Frage des Tages

#einearmlaenge - was steckt hinter der Welle?

Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Polizeipräsident Wolfgang Albers
Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Polizeipräsident Wolfgang Albers © picture alliance / dpa / Oliver Berg
Stefanie Lohhaus im Gespräch mit Christine Watty · 07.01.2016
Nach den Geschehnissen in Köln hat sich unter die Empörung von allen Seiten auch ein Hashtag gemischt, der sich seit zwei Tagen großer Beliebtheit erfreut: #einearmlaenge. Wir sprechen über diese Netz-Empörung mit der "Missy Magazin"-Herausgeberin Stefanie Lohaus.
Entstanden ist der Hashtag #einearmlaenge nach einer vermeintlichen Empfehlung der Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker, wie sich nun Frauen zu verhalten haben, um Übergriffen zu entgehen. Auf Nachfrage, wie man sich denn schützen solle, hatte Reker bei einer Pressekonferenz gesagt, es gebe "immer eine Möglichkeit eine gewisse Distanz zu halten, die weiter als eine Armlänge betrifft".
Im Kompressor haben wir mit der "Missy-Magazin"-Herausgeberin Stefanie Lohaus gesprochen.
Die Verantwortung wird den von Gewalt Betroffenen überlassen
Der Tipp stamme aus der Gewaltprävention und habe auch in anderen Zusammenhängen schon für Kritik gesorgt, so Lohaus im Deutschlandradio Kultur. Auf Widerspruch stoße dabei vor allem, dass die Verantwortung den Betroffenen von Gewalt überlassen werde, die Täter aber nicht in den Blick nehme.
Dabei sei genau dies eigentlich dringend erforderlich - eine Beschäftigung damit, wie sexualisierte Gewalt entstehe und wie damit umgegangen werde:
"Wenn das jetzt in so eine Richtung gelenkt wird, dass gesagt wird, naja, das ist quasi so ein einzigartiges Ereignis, sexualisierte Gewalt wird nur von 'Ausländern' oder Menschen mit Migrationshintergrund begangen, dann werden wir diese Debatte nicht führen. Weil dann ist die Lösung ja klar, dann müssen wir ja nicht in unserer Gesellschaft arbeiten."
Sexualisierte Gewalt komme auch auf dem Oktoberfest vor. Aber: "Da wird es trivialisiert und es gehört dazu."
Deshalb müsse es jetzt um die Gemeinsamkeiten solcher Taten gehen. Lohaus: "Ich würde mir wünschen, dass die sexualisierte Gewalt in anderen Bereichen genauso ernst genommen wird, wie das was jetzt in Köln passiert ist - und nicht andersherum."
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