Gerd Niedzwiedz, Ausbildungsleiter für Forschungstauchen am Institut für Marine Systeme der Universität Rostock, simuliert am Computer die Ausbreitung von Schall unter Wasser - ein winziger Teil der Tauchphysik, die für Forschungstaucher wichtig ist. Schall breitet sich diffus aus, das heißt: Unter Wasser ist nicht festzustellen, woher ein Geräusch kommt, beispielsweise das eines vorbeifahrenden Motorbootes. Um Unfälle zu vermeiden, hat eine Forschungstauchgruppe immer einen Signalmann - respektive eine Signalfrau dabei. So wie die Biologiestudentin Insa Pohlenga, die die gelernte Theorie am Dolgener See bei Rostock jetzt in die Praxis umsetzt. Sie hat einen angehenden Forschungstaucher an der Signalleine, der eine sogenannte Sektorensuche macht :
Man fängt in einem kleinen Radius an und ich gebe mit der Leine immer mehr Radius, so dass man ohne was zu sehen, möglichst sicher gehen kann, alles abgesucht zu haben. Bis jetzt noch nichts gefunden und es zeigt sich, dass es nicht so einfach ist mit den Signalen, dass es oft falsch verstanden wird, oder dass der Taucher einfach die Orientierung verliert und irgendwas anderes macht.
Dass ein Forschungstaucher die Orientierung verliert, darf im Einsatz natürlich nicht passieren! Im Regelfall sind Forschungstaucher - allein unter Wasser, um ihre Aufgaben zu erledigen - sind also darauf angewiesen, dass sie über die Signalleine von oben die richtigen Richtungshinweise bekommen. Nur so finden sie ihren Einsatzort und kollidieren nicht mit einem Boot oder ähnlichem und sind außerdem ständig gesichert. Ein weiteres, sehr wichtiges Theorie-Kapitel ist die Tauchmedizin, beispielsweise die Wirkung von Wasserdruck auf den Körper. Was dass heißen kann, konnten die angehenden Forschungstaucher schon mal am eigenen Leib erfahren - in einer Drucktauchkammer, erinnert sich Kai Schaake der in Berlin Grabungstechnik studiert:
Das erste was einem nach wenigen Sekunden auffällt ist, das ein Höllenlärm einsetzt, weil sehr viel Luftgemisch in die Kammer geblasen wird, des weiteren fällt einem dann sehr schnell auf, das es n Druck auf den Ohren gibt, Dann wird es warm nebenbei, man fängt an zu schwitzen, weil es sehr komprimiert wird die Luft, dadurch erhitzt sie sich und dann ab einer bestimmten Tiefe, wenn man irgendwas sagt, hört es sich an als wenn Micky-Maus spricht.
Dieser Stimmeffekt, die Micky-Maus-Stimmen, entsteht entweder durch die größere Dichte der Luft in großen Tauchtiefen oder durch ein anderes Atemgas als Pressluft, beispielsweise Helium. - Tauchen in größeren Tiefen bringt jedoch noch ein anderes Problem mit sich: Den sogenannten Tiefenrausch - eine Art Narkose durch zuviel Stickstoff im Körper. Schon in Tiefen um 30 Metern und manchmal sogar weniger, kann es zum Tiefenrausch kommen. Ein Erlebnis, das die Biologiestudentin Insa Pohlenga in der Drucktauchkammer hatte :
Für mich war das wichtig, ich wollte das gern machen um eventuell auch mal die Folgen von so einem Tiefenrausch zu erleben, man erkennt glaub ich auch gar nicht ob man einen hatte oder auch nicht. Ich weiß, dass ich sehr viel gelacht hab und alle anderen meinten, ich hätte einen gehabt, aber man merkt das selber nicht und man kann es auch nicht demnach einschätzen und das fand ich interessant und deswegen wollte ich das machen.
Der gefürchtete Tiefenrausch macht Taucher euphorisch oder albern, sie überschätzen sich, nehmen vielleicht unter Wasser ihren Lungenautomaten aus dem Mund und ertrinken. Die Symptome lassen jedoch nach, sobald man aufsteigt.
Unfälle vermeiden und im Notfall richtig handeln zu können - dafür werden Forschungstaucher ausgebildet. Erste-Hilfe-Kenntnisse oder der richtige Umgang mit Sauerstoffgeräten sind daher genauso wichtig, wie Kenntnisse der Richtlinien für Forschungstaucher, die zwar langweilig erscheinen, aber für die Prüfung am Kursende und auch für die Taucheinsatzplanung regelrecht überlebenswichtig sind .