Folk-Festival "Highland Blast"

Sounds aus Schottland

Dudelsackpfeifer bei einem Fest
Der Dudelsack ist und bleibt ein schottisches Wahrzeichen. © dpa / picture alliance / David Cheskin
Von Simon Schomäcker · 12.11.2015
Das Festival "Highland Blast" tourt durch Deutschland und lädt dazu ein, schottische Musik neu zu entdecken. Und siehe da - zu Tönen aus dem Dudelsack lässt sich bestens tanzen. Wenn da nicht die lästigen Sitzreihen wären.
Im Glassaal von Schloss Horst in Gelsenkirchen sitzen knapp 400 Musikfans. Ihr Blick ist auf eine historische Backsteinwand des Anwesens aus dem 16. Jahrhundert gerichtet.
In einer der vielen bogenförmigen Fensternischen ohne Scheiben steht Fin Moore mit seinem Dudelsack. Dort spielt er die ersten Töne und kommt dann herunter in den Zuschauerraum. Der junge Musiker eröffnet damit "Highland Blast" – ein fahrendes Festival, das in mehreren deutschen Städten traditionelle schottische Musik auf die Bühne bringen wird.
Guntmar Feuerstein: "Wir dachten daran, dass wir einen Gegenpol setzen wollten zu den irischen Shows, die im Frühjahr des Jahres immer laufen um St. Patrick's Day. Und da kam uns der Gedanke, was ist Schottland, wenn wir daran denken, allein vom Wetter her? Es ist immer windig, es regnet viel und es ist irgendwie kalt. Und was bietet sich eher an, als den November zu nehmen, wo wir hier in Deutschland schottisches Wetter zu bieten haben."
...erklärt Veranstalter Guntmar Feuerstein die Idee zu der Konzert-Tour. Dem Musikliebhaber und seinem Team ist es wichtig, junge Bands aus Schottland dafür zu engagieren.
Auch die irische Rahmentrommel ist dabei
Das "Paddy Callaghan Trio" ist die erste Band an diesem Abend. Sie besteht aus dem Akkordeonspieler Paddy Callaghan, Adam Brown an Gitarre und irischer Rahmentrommel sowie Neuzugang Ryan an Flöte und Uillean Pipes. Die Musiker aus Glasgow lassen schon bei ihrem ersten Stück das Publikum begeistert mitwippen.
Paddy Callaghan: "Ich begann mit vier Jahren, Tin-Whistle, also die irische Flöte, zu spielen. Das ist für die meisten Kinder in Schottland und Irland das Anfängerinstrument. Als ich fünf war, schenkte mir mein Onkel ein Akkordeon. Ich begann, darauf zu üben. Und schon bald war ich fasziniert von diesem Instrument..."
...erinnert sich der rundliche, dunkelhaarige Akkordeonspieler mit Vollbart und markanter Brille an seine musikalischen Anfänge.
Paddy Callaghan und seine Mitstreiter lieben es, mit ihren Traditionsinstrumenten zu experimentieren. Adam Brown lässt es sich nicht nehmen, kurzerhand ein mehrminütiges Trommelsolo in den Auftritt einzubauen. Mucksmäuschenstill ist es dabei im Saal – bis zum letzten Schlag.
Nach einem sehr erfolgreichen Debüt im Jahr 2014 findet "Highland Blast" nun schon zum zweiten Mal statt. Die Möglichkeit, gute Bands für sein Festival gewinnen zu können, verdankt Guntmar Feuerstein seiner Tochter Carla. Sie lebt seit einigen Jahren in Schottland.
Guntmar Feuerstein: "Ihr Freund Sean Grey ist Musiker und kennt glaube ich jeden ernstzunehmenden Musiker in Schottland. Die Distanz ist extrem kurz, die Musikszene in Schottland ist sehr übersichtlich. Jeder kennt jeden."
Inzwischen ist mit "Breabach" die zweite Band auf die Bühne gekommen. Sängerin und Geigerin Megan Henderson, Bassist James Lindsay, Gitarrist und Sänger Ewan Robertson sowie Calum McCrimmon und James McKenzie an Dudelsack und Flöte überzeugen mit ausgefeilten Arrangements. Unüberhörbar dabei: Der glockenhelle Sopran von Megan Henderson.
Stücke auch in gälischer Sprache
Das Quintett legt großen Wert darauf, auch Stücke auf Gälisch zu singen, erklärt die zierliche blonde Sängerin:
Megan Henderson: "Gälisch ist die schottische Ur-Sprache. Ich habe sie einerseits in der Schule gelernt, viel mehr aber von meinen älteren Verwandten. In meiner Familie wird Gälisch immer noch sehr gepflegt. Wir wachsen also gewissermaßen zweisprachig auf. Und Gälische Lieder haben für mich immer etwas Magisches."
Diese Magie übertragen "Breabach" auch auf ihre Zuhörer: Der Bitte, gälische Verse mitzusingen, kommt das Publikum gerne nach.
Zum Abschluss des Abends haben alle neun Musiker noch eine Überraschung vorbereitet: Sie spielen den Gelsenkirchenern das Steigerlied, eine alte Bergmannshymne.
Nach diesem fulminanten Finale machen sich die Konzertbesucher erfreut auf den Heimweg. Denn beim Tourauftakt von "Highland Blast" stimmte einfach alles – von der historischen Kulisse des Schlosses Horst über die Auswahl der Bands bis hin zum glasklaren Sound.
"Weil ich seit 40 Jahren Schottland-Fan bin, war das ein Muss, hier hinzugehen. Es war "Great"!"
"Die Ausstrahlung, die die Leute haben, ist einfach fantastisch. Auf's Publikum hat's übergegriffen – was will man mehr?"
Einziger Minuspunkt: Es gab nicht genug Platz zum Tanzen – das meint auch eine Zuschauerin:
"Das ist schade, dass das durch die Bestuhlung ein bisschen schwierig war. Hätte ich auch gerne. Die beiden Bands waren einfach toll."
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