Folk-Band "Faun" beim ESC-Vorentscheid

Von der Nische in die Charts

Die Gruppe "Faun" am 4. März 2015 in Hannover
"Faun", Oliver s. Tryr (l-r), Katja Moslehner, Rüdiger Maul, Fiona Rüggeberg, Niel Mitra und Stephan Groth, nehmen am deutschen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest 2015 in Hannover teil. © picture alliance / dpa / Foto: Peter Steffen
Von Wolfgang Meyering  · 05.03.2015
Die Fans hatten es der Folk-Band "Faun" ziemlich übel genommen, als sie zu einem Major Label wechselten. Aber ihre Musik, inspiriert von der Natur und Mythen, hatte einfach so großen Erfolg. Jetzt nimmt "Faun" beim Vorentscheid zum European Song Contest in Hannover teil.
"Wir glauben ja an unsere Sache. Also wir machen das jetzt nicht nur, weil wir Musik machen wollen, sondern weil wir wirklich auch die Leute sensibilisieren wollen für Märchen und Mythen. Wir glauben wirklich, dass wenn mehr Leute glauben, dass halt die Nixe im Fluss lebt und die Elfen im Wald und die Geister im Vollmond tanzen. Dass mehr Leute Respekt haben vor der Natur und der Umwelt."
Und weil sie sich der Natur und auch den Naturgeistern und Mythen so verbunden fühlen, bezeichnen Oliver Pade und die Gruppe Faun ihre Musik auch als "Pagan Folk" oder Englisch "pagan folk". Von Pagan wie "Heidnisch" oder "zum Heidentum gehörig". Und in einer durch und durch technisierten und scheinbar so überaus realen Welt fasziniert ihre Sichtweise auf die Welt nicht wenige ihrer Zuhörer. Man taucht damit sozusagen in eine andere Welt ein, wie es viele auch gerne auf einem Mittelaltermarkt tun. Und Faun ist längst nicht mehr die einzige Gruppe, die dieses Label "Pagan" verwendet.
"Ich bin da auch sehr stolz mittlerweile, weil es gibt immer mehr junge Bands, die sich den Begriff Pagan Folk oder pagan folk auf die Fahne schreiben oder in eine ähnliche Richtung gehen. Das heißt, da haben wir anscheinend auch so ein bisschen eine Neugier auch hervorgerufen. Und das finde ich sehr schön, weil ich glaube, es ist ja auch unsere Aufgabe Leute ein wenig zu sensibilisieren für eine Belebtheit der Natur. Und da ist eben, je mehr Bands das machen umso mehr wird sensibilisiert."
Erfolg mit Mittelaltermusik
Die Szene der Anhänger für Mittelaltermusik oder Pagen Folk ist in den letzten gut zehn Jahren ständig gewachsen und auch die großen Plattenlabel haben das wirtschaftliche Potenzial dieser Musik nicht nur in Deutschland erkannt. Wobei der Wechsel von der Band, die frei entscheiden kann, zum Major Label nicht immer ganz einfach ist, wie auch Oliver Pade von Faun meint.
"Gerade die erste CD mit einem so großen Label, da waren dann von allen Seiten sehr große Erwartungshaltungen und da haben Manager mitgeredet. Das war schwierig, muss ich ehrlich zugeben, weil man sich doch erst finden musste. Und auch einen gemeinsamen Nenner finden. Und jetzt aber die zweite CD hat sehr sehr gut geklappt, weil man hat genau gemerkt, da hat es toll geklappt da hat man toll zusammen gearbeitet und da hat man nicht den gemeinsamen Nenner gefunden. Und da konnte man jetzt bei der zweiten CD richtig schön anknüpfen, wo halt der große Erfolg war."
Und der Erfolg von Faun zeigte unter anderem darin, dass sie es aus ihrer musikalischen Nische "Pagan oder Mittelalter Folk" geschafft haben bis auf Platz 7 der Albumcharts. Doch der Wechsel zum Major hat bei den Fans auch für Unmut gesorgt.
"Es wird sehr sehr kritisch aufgenommen. Das ist auch teilweise nicht so einfach zu verdauen als Musiker. Aber es ist natürlich auch ein Zeichen, dass was man macht mit seiner Musik, dass es den Leuten viel bedeutet. Schlimmer wäre gewesen nach dem Motto: Die sind uns eh egal, die waren eh schon langweilig. Und da war richtig Empörung da. Das heißt also man hat dann einen Nerv der Zeit getroffen mit seinen Texten und auch mit seinen Inhalten und da haben jetzt gewisse Fans Angst, dass man die verliert."
Großer Auftritt beim ESC-Vorentscheid
Doch Faun konnte seinen Fans anscheinend vermitteln, dass sie wegen des Erfolgs ihre Ansichten und Vorstellungen, was ihre Musik anbetrifft, nicht geändert haben, und dass sie weiter das repräsentieren wollen, was die Fans an ihnen schätzen. Das gilt wohl auch für ihren Auftritt beim Vorentscheid des European Song Contest, wo die Aussicht, daran teilzunehmen, die Musiker von Faun dann doch etwas in Unruhe versetzt hat.

"Eine große Aufregung ging erst mal durch den Bauch. Das ist also etwas ganz Neues für uns und eine Welt, die wir auch gar nicht so kennen. Aber ich muss ehrlich zugeben: Man hat in den letzten Jahren doch ab und zu diesen Vorentscheid verfolgt und das ist ja das Ziel dieses Song Contests, dass das Land sich so musikalisch ein bisschen vorstellt. Und da haben wir uns lange schon gedacht, eigentlich würden wir da gut hinpassen. Aber natürlich ohne Label, da hat man gar nicht die Tür dafür, um da irgendetwas aufzumachen."

Jetzt hat das Label ihnen die Tür geöffnet und das passt von Timing für sie sehr gut, denn vom 6. März ab an sind sie auf großer Tournee und da ist so ein Vorentscheid zum European Song Contest natürlich die beste Werbung. Und auf diese Tour freuen sie sich sehr, denn sie haben viel Arbeit in die Vorbereitung dieses Projektes gesteckt. Da relativiert sich der Platz, den man am Ende beim Vorentscheid einnimmt, wahrscheinlich relativ schnell. Und man schaut voraus auf die kommenden Konzerte.
"Das wir zum ersten Mal so eine große Tour planen. Wo wir also Gastmusiker aus aller Welt dabei haben. Wo wir Artisten dabei haben. Wo die Bühne sich so verändern kann. Also, wir haben ein halbes Jahr nur herumgebaut zum Beispiel. Und das ist für uns so eine Chance, dass man die Leute für einen Abend in eine ganz andere Welt entführen kann."
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