Third Space: Das Festivalzentrum der Ruhrtriennale

Eine Art Horizonterweiterung

Eröffnung des Festivalzentrums "Third Space"
So sieht das Festivalzentrum "Third Space" aus, das vom Berliner Künstler- und Architektenkollektiv raumlaborberlin verantwortet wird. © Daniel Sadrowski/Ruhrtriennale 2018
Benjamin Förster-Baldenius im Gespräch mit Susanne Burkhardt und André Mumot · 17.08.2018
Der Vorplatz der letzten Ruhrtriennale wurde mit riesigen begehbaren Darmwürsten und verrosteten Tanks verschönert. In diesem Jahr dient ein Flugzeugtorso als Festivalzentrum, das vom Kollektiv raumlaborberlin entworfen wurde.
Benjamin Förster-Baldenius vom raumlaborberlin erklärt, das Flugzeug sei nach seinem letzten Flug nach Kundus in seiner letzten Ruhestätte, einer Luftwaffenbasis in Bayern, vom Kollektiv zerlegt und dann über die Autobahn hierher transportiert worden. Auf die Frage, warum das Zentrum "Third Space" genannt wird, antwortet er:
"Das, was wir uns erhoffen vom öffentlichen Raum, liegt so ein bisschen zwischen dem, was der traditionelle öffentliche Raum ist, den man nutzt, um von A nach B zu kommen und dem zweiten öffentlichen Raum, der immer stärker wird im Netz und in den Sozialen Medien. Wir denken, es braucht einen dritten Raum. Das, was im Moment die Sozialen Medien übernehmen, muss wieder zurückgebracht werden in den öffentlichen Raum, in die öffentliche Debatte."

Zeitgenössisches Thema Flugzeug

Bei einem Flugzeug kommen einem Gedanken einer Zwangsgemeinschaft in den Sinn, da man für eine kurze Zeit mit fremden Menschen auf engstem Raum gefangen ist. Förster-Baldenius erklärt, dass Menschen immer mehr Zeit in Flugzeugen und auf Flughäfen verbächten und es insofern sehr zeitgenössisch sei, sich mit dem Thema Flugzeug auseinanderzusetzen.

Eröffnung des Festivalzentrums "Third Space"
Eröffnung des Ruhrtriennale-Festivalzentrums "Third Space"© Daniel Sadrowski/Ruhrtriennale 2018
Das Team habe zwar auch vorher schon mit gebrauchten Materialien gearbeitet, so etwa mit Türen aus DDR-Plattenbauten. Ein Flugzeug sei da aber schon eine ganz andere Dimension, so Förster-Baldenius weiter. Da das raumlaborberlin jedoch insgesamt drei Jahre für das Festivalzentrum der Ruhtriennale verantwortlich sein werde, habe man noch genügend Zeit, sich dieses "gebrauchte Material" "noch ordentlich zur Brust zu nehmen".

Größte Selbstbaustelle des Landes

Eigentlich ist dieser Platz vor der ehemaligen Gaskraftzentrale, der heutigen Jahrhunderthalle, ein eher öder Ort. Bei der letzten Ruhrtriennale gab es hier verrostete Tanks als Toiletten und riesige Darmwürste als Räume, jetzt also ein gestrandetes Flugzeug. Das Ganze wirkt wie eine Baustelle.
Der "Third Space" wird als größte Selbstbaustelle des Landes beworben. Förster Baldenius sagt hierzu, dass jedes Jahr zur Festivalzeit am "Third Space" weitergearbeitet werden solle.
Benjamin Förster-Baldenius
Benjamin Förster-Baldenius vom Künstler- und Architekturkollektiv raumlaborberlin.© Susanne Burkhardt

Einfluss auf gesellschaftliche Prozesse

Zudem erläutert Förster-Baldenius, dass Architekten in der Ausbildung suggeriert werde, sie seien in der Lage, alleine durch die ästhetische Gestaltung eines Raumes auf gesellschaftliche Prozesse Einfluss zu nehmen. Doch das alleine werde nicht reichen:
"Wir machen uns Gedanken, wie wir solche Prozesse in Gang bringen können. Nur alleine so eine Kiste hinstellen - mit Tribünen auf beiden Seiten, wo man sich dann treffen soll", reiche nicht. Man müsse auch organisieren, was darin stattfindet, dort solle man auf neue Ideen kommen, eine Art Horizonterweiterung solle da stattfinden, es gehe auch um Experimentieren, so Förster-Baldenius weiter.
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