Filmstarts der Woche

Von Jörg Taszman · 04.01.2006
Lebensnah, authentisch und präzise hat Andreas Dresen nach "Halbe Treppe" mit "Sommer vorm Balkon" wieder einmal den scheinbar so banal erscheinenden Alltag diesmal im Berliner Prenzlauer Berg eingefangen. In dem Hollywood-Streifen "Dick und Jane" wird ein gutbürgerliches Ehepaar zu Bonnie und Clyde.
Sommer vorm Balkon
Deutschland 2005
Regie: Andreas Dresen
Hauptdarsteller: Nadja Uhl, Inka Friedrich
Ab 12 Jahren

Nike und Katrin leben im Berliner Prenzlauer Berg in einem Altbau. Nike ist Altenpflegerin und Katrin arbeitslose Schaufensterdekorateurin und allein erziehende Mutter. Abends auf Nikes Balkon reden die Frauen bei einer Flasche Wein über Männer und das Leben. Als der Trucker Ronald auftaucht wird ihre Freundschaft auf die Probe gestellt.

Lebensnah, authentisch und präzise hat Andreas Dresen nach "Halbe Treppe" wieder einmal den scheinbar so banal erscheinenden Alltag eingefangen. Das Drehbuch stammt von Wolfgang Kohlhaase, der jahrelang für Konrad Wolf die Bücher schrieb und auch mit Volker Schlöndorff bei "Die Stille nach dem Schuss" zusammenarbeitete. Dresen und Kohlhaase ergänzen einander optimal und so ist ein leichter, manchmal auch melancholischer Film entstanden, der in jeder Hinsicht überzeugt.

Dick und Jane - Zu allem bereit, zu nichts zu gebrauchen"
USA 2005
Regie: Dean Parisot
Hauptdarsteller: Jim Carrey, Tea Leoni

Was kann uns Hollywood zur Globalisierung und Rationalisierung von menschlicher Arbeitskraft sagen? Nicht mehr als eine nette Komödie! Dick und Jane sind ein Musterehepaar mit Musterhaus in einer Mustersiedlung, einem verzogenen Einzelkind und spanischer Kinderfrau.

Dann steigt Dick in seinem Konzern ganz kurz zum Pressesprecher auf, um noch viel tiefer zu fallen. Seine Firma geht Pleite, sein Chef schaufelt die Millionen allein nach Haus. Und Dick und Jane scheinen nun den gesamten Wohlstand zu verlieren. Das ist vor allem peinlich, denn was würden die Nachbarn denken ...

Also werden die beiden zu Bonnie and Clyde ... Wüste, überdrehte, mal platte und mal nette Komödie, die ein wenig Kapitalismuskritik versucht und sich dann in Wohlgefallen auflöst. Starkomiker Jim Carrey kann hier und da mit Slapstickeinlagen glänzen, kann es jedoch sehr viel besser. Sein Spiel ist so unentschieden zwischen Anspruch und Belanglosigkeit wie der gesamte Film.