Filmpreis

Wer vergibt eigentlich die Golden Globes?

Begehrt und glänzend: die Golden Globes.
Begehrt und glänzend: die Golden Globes. © dpa / picture alliance / Keystone NBC
Von Kerstin Zilm · 09.01.2016
Noch immer sind die Oscars der wichtigste Preis der US-Filmindustrie. Doch auch die Golden Globes erregen weltweit Aufsehen - und noch dazu gibt es dort die besseren Partys. Unsere Reporterin Kerstin Zilm hat recherchiert, wer hinter dem Filmpreis steckt.
Leonardo di Caprio, Cate Blachett und Will Smith werden am Sonntag über den roten Teppich zu den Golden Globes gehen. Auch Lady Gaga, Queen Latifah und Gael Garcia Bernal. Die einen sind für Kinofilme nominiert, die anderen für Fernseh- und Streaming-Produktionen. Die Grenzen sind fließend. Mehr Aufmerksamkeit bekommen inzwischen Werke für die kleineren Bildschirme. Die Preise der Hollywood Foreign Press Association liegen voll im Trend. HFPA-Präsident Lorenzo Soria:
"Noch vor ein paar Jahren habe ich es als eine Last empfunden, dass wir uns auch mit Fernsehen befassen müssen. Das ganze Interesse, Glanz und Glamour war beim Kino. Fernsehen wurde als zweitklassig gesehen. Heute passieren die aufregendsten, interessantesten, innovativsten und mutigsten Dinge im Fernsehen. Wir haben Glück, dass wir die einzige Show haben, die beides berücksichtigt."
Als vor acht Jahren ein Autorenstreik die Golden Globe Verleihung lahm legte, unkten Kritiker, dass niemand die Veranstaltung des exzentrischen Clubs vermissen werde und man am besten ganz auf sie verzichte. Einige argumentieren bis heute, die Vereinigung von knapp 90 Journalisten sei eine überbewertete Randgruppe. Zu ihnen gehört Los Angeles Filmkritiker John Horn:
"Die Globes sind für mich der Holzsplitter unter den Preisverleihungen. Sie sind ein Schwindel, der sich selbst am Leben erhält."
Überraschungen unter den Nominierungen sorgen für Interesse
Die Hauptargumente der kritischen Hollywood-Insider: Die Gruppe der Auslandsjournalisten ist zu klein und damit nicht relevant. Die Mitglieder kommen aus obskuren Ländern, haben exzentrische Geschmäcker, keine wirkliche Ahnung vom Filmgeschäft und zum Teil seit Jahren keinen journalistischen Text mehr geschrieben. Nur um mit Super-Stars beim Golden Globe Banquet zu schmusen nominiere die Vereinigung auch mittelmäßige Filme und Schauspielleistungen. Das mag alles stimmen, doch die Vereinigung hat sich verjüngt und Überraschungen unter den Nominierungen sorgen für Interesse und hohe Einschaltquoten. Selbst Kritiker Horn gibt zu: in Hollywood kommt keiner an den Auslandsjournalisten vorbei.
"Die Organisation ist fragwürdig, aber Millionen von Zuschauer sehen die Show. Hollywood liebt die Globes, die Show hilft beim Ticket-Verkauf und ist damit Teil der Filmindustrie."
Seit ein britischer Korrespondent 1943 die Gesellschaft für Hollywood-Auslandsjournalisten gründete, hat sie enorm an Einfluss gewonnen. Sie organisiert für ihre Mitglieder jährlich mehr als 500 Kino- und Fernseh-Interviews. Aus Einnahmen für Fernsehrechte lässt sie Filme restaurieren, vergibt Stipendien und unterstützt Filmschulen. Die Golden Globes gelten als Barometer für die Oscars: Mehr als 80 Prozent der Gewinner in Kinofilm-Kategorien werden auch für Oscars nominiert. Die Auslandsjournalisten machen sich darüber beim Abstimmen keine Gedanken, versichert HFPA-Präsident Lorenzo Soria:
"Wir schauen alle dieselben Filme an. Die Golden Globes werden anderthalb Monate vor den Oscars verliehen. Wenn das die Akademie-Mitglieder beeinflusst, müssen die sich vielleicht darüber Gedanken machen. Ich gebe nur meinen Stimmzettel ab und denke dabei nicht an die Akademie. Das ist nicht mein Job."
Neben der Preisvergabe an Kino- und Fernsehfilme unterscheiden die Globes noch ein paar andere Sachen von den Oscars: Das System zur Stimmabgabe ist weniger kompliziert und die Auszeichnungen werden in Drama- und Komödienkategorien vergeben. Dadurch kommen noch mehr Stars zur Gala. Und die ist die angesagteste Party der Stadt. Promis trinken schon auf dem roten Teppich Champagner und sind entsprechend locker bei ihren Dankesreden. Die Hollywood Foreign Press schert sich wenig um "political correctness" und nimmt sich selbst nicht zu ernst. Deshalb hat sie auch Komiker Ricky Gervais wieder als Moderator eingeladen:
"Die Golden Globes sind für die Oscars, was Kim Kardashian für Prinzessin Kate Middleton ist: etwas lauter, etwas billiger, etwas betrunkener und leichter zu bestechen."
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