Filmkomponist Omar Khairat

Von Mozart zum Soundtrack für Ägypten

Der ägyptische Filmkomponist Omar Kairat mit der Auszeichnung für sein Lebenswerk, die er am 19.9.2010 bei der Abschlusszeremonie des Alexandria Film Festivals 2010 erhielt.
Der ägyptische Filmkomponist Omar Kairat mit der Auszeichnung für sein Lebenswerk, die er beim Alexandria Film Festival 2010 erhielt. © AFP / Amr Ahmad
Von Philipp Quiring · 01.09.2015
Mehr als 75 Kinofilme und TV-Serien hat er musikalisch gestaltet: Omar Khairat gilt als Ägyptens bedeutendster Komponist für Filmmusik. Die jeweils passende Mischung verschiedener Musikstile findet er, indem er am Klavier improvisiert.
"Früher, als ich Mozart und Beethoven studiert habe, habe ich irgendwann angefangen darüber zu improvisieren und mein Lehrer hat sich aufgeregt: Nein, sowas kannst du mit denen nicht machen!"
Jazz, arabische Volksmusik und die klassische Musik des Westens: Omar Khairat improvisiert gerne am Klavier und überträgt von dort ausgehend die Musik fürs Orchester. Für mehr als 75 Kinofilme und TV-Serien hat Khairat Musik komponiert und gilt heute als der bedeutendste Filmmusikkomponist Ägyptens.
Vom musikalischen Onkel geprägt
Im Leben von Omar Khairat nahm sein Onkel eine prägende Rolle ein. Abu Baker Khairat war Jurist, Maler und ebenfalls Komponist. Und außerdem war Abu Baker Khairat der Gründer des Kairoer Konservatoriums, an dem der kleine Omar 1959 einer der ersten Studenten wurde und seine musiktheoretische und künstlerische Ausbildung für seine spätere Musik erhielt:
"All das wofür meine Musik bekannt ist, basiert auf der Klassik und dem Schlagzeug- Beat und auf Arabischer- und Jazz-Musik. Es ist eine Kombination aus all dem."
In der arabischen Welt wird die Musik von Omar Khairat meist von dem Abu Baker Khairat Orchestra gespielt oder vom Sinfonieorchester des Kairoer Opernhauses.
Musik von Omar Khairat aus dem Film Fatma. Musik zu der Liebesgeschichte einer Frau, die sich selbstbestimmt zeigt, für ihre Rechte eintritt und sich mit Obrigkeiten anlegt. Quasi eine ägyptische Version des Liebesdramas Carmen.
In vielen Filmen für die Omar Khairat Musik geschrieben hat, geht es um die großen Gefühle, meist um das der Liebe, so auch in "Am Ahmed":
"'Am Ahmed' ist vielleicht der vierte Film, für den ich Musik gemacht habe. Ein Gesellschaftsfilm, in dem es um die Familie geht und um eine Liebesgeschichte zwischen einer Frau zu ihrem Nachbarn. Ungefähr so. Und es geht um einen Streit zwischen alten Leuten und ihrem reichen Hauseigentümer. Zwischen all denen. Es ist eine wirklich traditionelle Geschichte. Aber man muss das hören, um zu wissen worüber ich spreche. Es ist sehr lustig und man kann dazu tanzen."
Lieben, nachdenken, tanzen
"In all meiner Musik kannst du lieben, nachdenken, tanzen, weil es den Charakter dazu in meiner Musik gibt. Du kannst schreien und lachen."
Omar Khairat komponierte zunächst Ballette, Sinfonien und Ouvertüren, ehe er dann seinen Weg und seine Inspiration bis hin zur Filmmusik fand:
"Ich sehe den Film in meinem Studio und komponiere zu den Bildern, nachdem ich angefangen habe die Geschichte zu fühlen. Ich hatte dieses erste musikalische Gefühl, als mein Onkel, Abu Baker Khairat, gestorben ist. Ich habe angefangen revolutionär über Musik zu denken, Schlagzeug zu spielen und Jazz. All das für mich selbst."
Musikstile miteinander zu verknüpfen, für Dramen, Liebesgeschichten und Komödien eine eigene klangliche Idee zu den Bildern zu finden und durch improvisieren und arbeiten am Computer diese bis zur Orchestermusik zu verfolgen: So sieht der persönliche Weg bei Omar Khairat aus. Ein Prozess, der normaler Weise durch ein Gefühl ausgelöst wird, nicht so in einem Fall: der ägyptischen Revolution.
"Das Gefühl nach all dem was in Ägypten passiert ist. Es war eine gewaltiger Schlag. Das Gefühl ist immer noch in mir und ich werde es in Musik übersetzen. Künstler sprechen darüber, was sie dazu fühlen mit ihrer Musik, wenn sie Komponisten sind. Aber ich habe noch keine Vorstellung, wie ich das genau machen möchte. Bisher sind es nur Gefühle."
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