Filmfestival "11mm"

Kinofilme übers Kicken

Eine feste Institution: das Fußballfilmfestival im Berliner Babylon.
Eine feste Institution: das Fußballfilmfestival im Berliner Babylon. © picture alliance / dpa
Von Günter Herkel · 15.03.2015
Am Donnerstag beginnt in Berlin das Fußballfilm-Festival "11mm". Zwar bietet es auch einen Rückblick auf die WM in Brasilien und auf die Geschichte des Europokals, vor allem aber widmet es sich sympathischen Losern und sozialen Aspekten des Sports.
Der Anstoß zur diesjährigen Ausgabe des "11mm"-Festivals erfolgt mit der Doku "Messi": ein Porträt des vierfachen Weltfußballers in der Regie von Alex de la Iglesia.
Christoph Gabler, einer der drei Festivalleiter: "In Spanien ein echter Star, ein echt bekannter Regisseur – der auch in Deutschland mit Filmen wie 'Mad Circus' oder 'La Comunidad' für viel Aufsehen gesorgt hat. Ein fantastischer Filmemacher, der sich jetzt das erste Mal an ein Fußballthema wagt und sich jemanden dazu geholt hat, der sich mit Fußball wirklich gut auskennt, nämlich den argentinischen Fußballer Jorge Valdano."
Ex-Weltmeister und Fußballintellektueller Valdano als Drehbuchautor – das verspricht Unterhaltung und Analyse. Außerdem beschäftigen sich zwei weitere Dokus mit Argentinien, vor dem Hintergrund der WM 1978.

Festivalgründer Birger Schmidt: "'Was geschah mit Elisabeth K.?' und auch 'Fußball unter der Diktatur', beide Filme aus Argentinien, die eben auch noch mal sagen: Wie ist das eigentlich in den knapp 40 Jahren aufgearbeitet worden, dass eine WM stattfinden konnte in der Diktatur? Und da gibt es ja diese berühmten Szenen, dass Cesar Luis Menotti den Handschlag verweigert hat General Vidal gegenüber. Von daher ist viel mehr geboten als nur der Sport."
Der deutsche WM-Sieg spielt keine Rolle
Beim Rückblick auf die WM 2014 in Brasilien geht es nicht darum, erneut die deutsche Nationalelf zu feiern. Filme wie "Maracaná" oder "Mata Mata" über den Traum begabter brasilianischer Kicker vom Durchbruch im Profifußball zeigen den Sport eher aus sozialer Perspektive der Einheimischen. Ein zweiter Schwerpunkt widmet sich der Geschichte des Europapokals. Dabei stellte die UEFA dem Festival Ausschnitte aus den spektakulärsten Partien der letzten 50 Jahre zur Verfügung.
"Wir werden dieses Potpourri zuerst präsentieren, bevor wir uns dann einigen Mannschaften widmen. Also Filme über Manchester United, bis hin zu IFK Göteborg, also auch die, die vielleicht für große Überraschungen sorgten, an die man sich gar nicht mehr so erinnern konnte. Wir werden einen Querschnitt durch die sehr bewegende und bewegte Geschichte des Europapokals der Landesmeister präsentieren."
Ein Ausschnitt aus dem Spielfilm "One Night in Istanbul", der die Erlebnisse zweier britischer Hardcore-Fans im Umfeld des Champions-League-Finals 2005 ihres geliebten FC Liverpool schildert. Die Retrospektive präsentiert einen Ausschnitt aus dem umfangreichen fußballfilmerischen Werk des Niederländers Johan Kramer. Früher hieß er Jan Jasper, aber aus Verehrung für den holländischen Nationalspieler Johan Neeskens nahm er als Achtjähriger dessen Vornamen an. Ein Fußballverrückter. Für den Film "The other final" gewann er 2005 den Publikumspreis des Festivals. Darin geht es um die Nationalmannschaften von Bhutan und Monserrat, vor dem WM-Finale 2002 in Japan und Südkorea die Schlusslichter der FIFA-Weltrangliste.
Fußball ist mehr als der Gewinn von drei Punkten
"Und die Spieler aus Monserrat reisen in dem Film nach Bhutan und spielen dort dieses andere Finale, und er begleitet sie dabei. Es ist ne sehr liebevolle, sehr schöne Begegnung mit Menschen und mit der Liebe zum Fußball."
Um eine sympathische Losertruppe geht es auch in der tollen britischen Doku "Next Goal Wins".
Das ist die Nationalmannschaft Samoas, die im Qualifikationsspiel gegen Australien sage und schreibe 0:31 verloren hat. Und sie wird auch hinterher begleitet. Es wird dort noch mal auf die wunderbarste Weise gezeigt, dass Fußball einfach mehr ist als drei Punkte zu gewinnen oder sich für etwas qualifizieren, sondern da geht es um die Leidenschaft, um die Liebe.
Aus Anlass der Europäischen Makkabiade im Sommer in Berlin und der Feier von 50 Jahren deutsch-israelischer Sportbeziehungen zeigt das Festival auch eine kleine Reihe mit dem Titel "Jüdische Fußballwelten". Darunter auch der unlängst in der ARD gelaufene Film "Landauer", über den ehemaligen Präsidenten von Bayern München, Kurt Landauer. Komplettiert wird das Ganze mit der Kurzfilm-"Shortkicks"-Gala, dem 11mm-Kinderprogramm, Lesungen, und und und...
Messi selbst kann leider nicht zur Eröffnung des Festivals kommen. Verständlich, schließlich hat er am kommenden Sonntag einen anderen, nicht ganz unwichtigen Termin im Nou Camp: El Clásico zwischen Barca und Real Madrid.
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