Filmemacher David Kadel

Die Fußballer und der liebe Gott

Der Filmemacher, Coach und Kabarettist David Kadel mit Liverpool-Trainer Jürgen Klopp.
David Kadel mit einem seiner Protagonisten: Liverpools Trainer Jürgen Klopp © David Kadel
Von Paul Stänner · 07.07.2016
Wie gläubig sind Fußballer – und hilft ihnen ihr Glaube? Der Filmemacher David Kadel hat bei prominenten Kickern und einem Trainer nachgeforscht, warum sie gläubig sind - und daraus einen witzigen und hintergründigen Film gemacht.
David Kadel, der hier den hyperenergetischen Trainer mimt, ist mittelgroß, trägt schwarze, nach hinten gekämmte Locken und eine großrahmige, schwarze Brille. Der 48-jährige ist auf vielen Spielfeldern unterwegs: Er ist Motivationstrainer, Kabarettist, Buchautor und macht Filme über Fußball, wie eben den, der jetzt herausgekommen ist unter dem Titel: "Und vorne hilft der liebe Gott".
David Kadel hat iranische Wurzeln, ist aber in Schwaben aufgewachsen. Und hat zum christlichen Glauben gefunden.
"Meine Mutter, die war meine Religionslehrerin, als Perserin im kleinen Dorf, Geildorf, war sie eine Exotin, weil eine Perserin, die den Kindergottesdienst in der evangelischen Kirche leitet, also sowas sieht man auch ganz selten. Aber sie hat das mit so viel Herzblut gemacht und mich und meine beiden Brüder auch sehr geprägt."

Glaube gab ihm Geborgenheit

David Kadel erzählt, sein Glaube sei in den Hintergrund getreten während seiner wilden Jahre mit Sex and Drugs and Rock'n'roll – so wild wie man sich das eben im Schwäbischen ausmalen mag. Doch das war nur ein Ausflug.
"Irgendwie hab ich mich doch wieder gesehnt nach ein bissel Geborgenheit und Fundament und zu wissen, hey worauf stehe ich eigentlich, was bedeutet mein Glaube?"
David Kadel hat einen Film gemacht mit sieben Protagonisten – darunter der FC Bayern-Star David Alaba, der Brasilianer Roger, Werder Bremens Anthony Ujah, Sven Schipplock vom HSV, Stuttgarts Daniel Didawi, Ingolstadts Elias Kachunga und Liverpools Trainer Jürgen Klopp. Alle erzählen von ihrem Glauben auf dem Fußballplatz. Und weil Kadel Kabarett ist, ist das natürlich ein sehr witziger Film geworden, aber mit einem ernsten Hintergrund.

Klopp traut sich, einen Beatles-Song zu singen

"Ich arbeite seit 20 Jahren im Fußball, anfangs als Filmemacher und Autor und seit zwölf Jahren als Coach, man kennt ja Mentaltrainer, aber ich nenn' das immer Mentalitätsschulung und in dem Film mach' ich mich quasi auf den Weg und frage Jürgen Klopp und Alaba und die Namen, die Sie gerade aufgezählt haben: Was ist denn der Hintergrund eurer Mentalität? Was ist euer Erfolgsgeheimnis? Warum seid ihr so stark im Kopf? Gerade Kloppo, bei dem hast du das Gefühl, der hat ja vor gar nichts Angst, das ist ja ein Bär von Mann."
Und deswegen traut sich Jürgen Klopp auch, zu David Kadels Gitarre die Beatles zu singen.
Fußball hat sich verändert. Es ist heute so, dass nicht nur Fußballspieler gesucht werden, die geradeaus schießen können, sondern starke Persönlichkeiten, weil die innere Kondition spiel- und siegentscheidend ist.

"Und da kommt man dann auch auf spirituelle Dinge wie Glauben zu sprechen und Demut, Begriffe, die man im Fußball sonst gar nicht kennt."
Kadel ist vom Fach: Bevor er sich in seinen vielen Berufen selbständig gemacht hat, studierte er für das Lehramt im schwäbischen Gymnasium Englisch und Religion.
"Es ist also diese große Frage, interessiert sich Gott überhaupt für uns Menschen. Ich glaube, das spaltet uns ja auch alle. 50 Prozent sagen: Nee, er interessiert sich nicht für uns, weil sonst würde ja viel Leid in der Welt gar nicht sein. Und die anderen 50 Prozent wie eben Klopp und diese sieben Hauptdarsteller, die ich da gefunden habe, behaupten: Ja, er interessiert sich für uns und dann muss er sich ja auch für Fußball interessieren, zumindest in Deutschland, für uns Deutsche, weil, wir lieben es ja."

Jesus-Tatoos an Kicker-Muskeln

Und alle kennen die Bilder: Fußballer, die sich bekreuzigen, wenn sie einen Pass versemmelt haben und gleich zweimal, wenn der Ball im gegnerischen Tor ist. Daniel Didawi, der im Film sagt, er habe die Bibel drei Mal durchgelesen, trägt weithin sichtbar ein Tattoo auf dem Arm mit einem Kreuz und der Zeile "Jesus saves".
Und Jürgen Klopp sagt:
"Darum geht`s ja, Gott lässt Dich nie allein."
David Kadel:
"Das eint eigentlich alle sieben, dass sie sagen: Dieser Riesendruck – da hilft es mir immens, dass ich das auch abgeben kann, dass ich da nicht alleine bin. Sondern, dass ich weiß – sagt Jürgen Klopp eigentlich sehr deutlich – dass ich weiß, dass da ein verlässlicher Partner neben mir ist und der nimmt meinen Druck."
Und auch der Kabarettist, Moderator, Buchautorund Mentalitätscoach greift professionell zur Bibel.
"Es gibt ja 66 Bücher in der Bibel und eines heißt 'Die Sprüche Salomos'. Und ich glaube der Salomo, das war wahrscheinlich einer der ersten Coaches, weil, der sagt sehr, sehr schlaue Dinge in den Sprüchen. Der sagt zum Beispiel etwas, wie ich es gerade ähnlich formuliert hab: Überleg dir sorgfältig, was du tun willst und dann lass dich durch nichts davon abbringen."
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