Filme der Woche

Von Hannelore Heider · 02.11.2005
Regisseur Tim Burton lebt in "Corpse Bride" wieder seine Vorliebe für dunkle Gestalten aus. In seinem Animationsfilm gerät ein junger Mann in die Unterwelt, die farbenfroh und fröhlich ist. In "Elizabethtown" mit Orlando Bloom und Kirsten Dunst verliert der Held durch einen Karrieresturz den Glauben in den Sinn des Lebens.
Corpse Bride - Hochzeit mit einer Leiche

USA/Großbritannien 2005, Regie: Tim Burton; Darsteller: mit den Stimmen von Johnny Depp, Helena Bonham Carter, Emily Watson

Der Meister der Stop-Motion-Technik hat wieder ein poetisches Gruselmärchen auf die Leinwand gezaubert. Frei nach einem romantischen russischen Volksmärchen erzählt er die Geschichte einer Totenhochzeit, die den schüchternen Spross einer neureichen Familie am Vorabend seiner arrangierten Hochzeit mit der schönen Tochter einer verarmten Adelsfamilie ganz unfreiwillig ins Totenreich unter die Erde bringt.

Dort lebt ein ebenso skurriles, wie fideles Völkchen in unterschiedlichen Stadien der Verwesung oder bereits völlig skelettiert. Es sind makabre Wesen, die sich freilich ein schönes Leben machen und den lebendigen Victor gern als Bräutigam für eine unglückliche, verlassene Braut hätten.

Mit viel Phantasie und Witz inszeniert Tim Burton das Totenreich als lebendigen, bunten Kosmos im Gegensatz zu den fahlen Scheintoten in ihren viktorianischen Steinpalästen auf der Erde. Wohin Victor trotzdem wieder will, denn er hat sein Herz an Victoria verloren, die oben auf ihn wartet.

Durch eine Verfeinerung der alten Slow-Motion-Technik sind die Puppen noch lebendiger geworden und auf ihren schönen Gesichtern mit großen Augen wirklich zum Ausdruck aller Gefühle fähig. Als Charaktere sind sie verblüffend echt ihren "Stimmen" nachempfunden ( im Original Johnny Depp, Helena Bonham Carter, Emily Watson).


Elizabethtown - Filmwebsite

USA 2005, Regie: Cameron Crowe, Darsteller: Kirsten Dunst, Orlando Bloom, Susan Sarandon, Alex Baldwin

In einer Mischung aus romantischer Komödie, Gesellschaftssatire und Familienfilm wird uns hier die Rückkehr eines verlorenen Sohnes nicht nur an den Ort seiner Herkunft, sondern in die Arme der Familie und das "richtige" Leben überhaupt erzählt. Orlando Bloom spielt den jungen Mann, der durch einen fulminanten Karrieresturz den Sinn des Lebens verloren hat und seinen Selbstmord plant.

Durch den plötzlichen Tod seines Vaters davon abgehalten, bekommt er von seiner Mutter (Susan Sarandon) die Aufgabe, den Leichnam des Vaters aus der alten Heimat zurückzuholen und einer von der Ehefrau bevorzugten, von der übrigen Familie aber verabscheuten Feuer-Bestattung zuzuführen.

Der Film beginnt mit einer ironischen Abrechnung gescheiterten Erfolgsdenkens, führt dann den verunsicherten Helden zwecks Läuterung in den warmen, aber engen Kosmos der amerikanischen Provinz mit ihren merkwürdigen Ritualen, vor allem aber in eine Liebesgeschichte, die in ihren besten Szenen auch das beste am Film ist.

Kirsten Dunst spielt in ihrer bisher überzeugendsten Rolle eine für das Leben und die Menschen offene Stewardess, die den Helden auf einen neuen Weg ins Leben führt. Beim Zuschauen geht der Kinobesucher also 123 Minuten lang durch ein Wechselbad der Gefühle, das jedem etwas bringen soll, es am Ende aber keinem recht macht, was vor allem auch an dem blassen Helden Orlando Bloom liegt.
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