Filme der Woche

Von Hannelore Heider · 24.05.2006
Die Tragikkomödie "Breakfast on Pluto" erzählt vom schillernden Leben eines jungen Transvestiten. Der Flamenco spielt die Hauptrolle in Carlos Sauras neuem Tanzfilm "Iberia". Eine romantische Komödie "englischer Art" ist "Hochzeit zu dritt", die auf ein Happy End in der Liebe zwischen zwei Frauen zusteuert.
"Breakfast on Pluto"
Irland/GB 2005, Regie: Neil Jordan, Darsteller: Cillian Murphy, Liam Neeson, Stephen Rea, Brendan Gleeson

Tragikkomödie, in der Regisseur Neil Jordan wieder in den Nordirlandkonflikt eintaucht, allerdings im Unterschied zu Filmen wie "Michael Collins" oder "The Butcher Boy" auf märchenhaft humorvolle Weise. Die Romanverfilmung (literarische Vorlage Patrick McCabe) erzählt in 36 Kapiteln und wohl genau so vielen Popsongs das schillernde Leben eines jungen Transvestiten.

Die Songs begleiten die Odyssee des jungen Patrick, der sich selbst "Kitten" nennt, durch ein von brutaler Gewalt und unerträglicher Bigotterie geprägtes Land. Als Frucht eines unpriesterlichen Seitensprungs unternimmt das Findelkind mit Schminke und Frauenkleidern erste unschuldige Provokationen, schließt lebenslange Freundschaften mit anderen Außenseitern und startet dann seine Reise nach London, wo er die Liebe und vor allem – seine leibliche Mutter zu finden hofft.

Mit ebenso viel Selbstbewusstsein wie Angst und Unsicherheit gesegnet, werden ihm sogar seine Schwächen zum Schutzengel. Denn Kitten ist nicht von dieser Welt, in der er einen schönen Platz sieht, wie sehr auch die Realität als Glamrocker, Stricher, Zauberlehrling oder Peep-Show-Girl dem ins Gesicht schlagen mag. Er überlebt Bombenanschläge und beinharte Bombenleger, schillernde Mörder und Besitz ergreifende Lover.

Neil Jordan hatte Voltaires "Candide" im Sinn, einen unverbesserlichen Optimisten, der bleibt was er ist und am Ende damit Recht behält. Denn die Suche nach der "Phantomlady", wie er seine nie gekannte Mutter nennt, ist von Erfolg gekrönt. Das 70er-Jahre-Märchen vom Findelkind, das bekommt, was es ersehnt, ist schreiend komisch und aufreizend glamourös inszeniert und nimmt einem doch immer wieder den Atem, wenn die Wirklichkeit dem schillernden Paradiesvogel die Flügel versengt.

In diesem Wechselbad der Gefühle spielt der junge Cillian Murphy eine Rolle, die wie für ihn geschaffen scheint. An seiner Seite auch in diesem Neil-Jordan-Film die Schauspielschwergewichte Liam Neeson und Stephen Rea.

"Iberia"
Spanien 2005, Regie: Carlos Saura, Darsteller: Sara Baras, Antonio Canales u.a.

Der Flamenco spielt die Hauptrolle in Carlos Sauras neuem Tanzfilm, der musikalisch einer vom spanischen Komponisten und Pianisten Isaac Albéniz geschaffenen Suite folgt. Die musikalische Reise führt uns durch die unterschiedlichen Regionen Spaniens, zeigt sowohl archaische, aber auch ganz modern aufgefasste Interpretationen des Flamenco, wobei Tanz und Musik wie immer bei Carlos Saura nicht die einzigen Ausrucksmittel sind.

Wir erleben Werkstattatmosphäre vor und nach den einzelnen musikalischen "Aufführungen", die in einem Saal mit verschiebbaren Trennwänden und Spiegeln inszeniert sind. Dabei fesselt die Vielfalt in Rhythmus und Instrumentation, die in den einzelnen Regionen Spaniens nicht unterschiedlicher sein könnten, aber auch die kunstvolle Bühnenausstattung, die nicht immer ethnische Authentizität anstrebt, vielmehr die hochemotionale, atmosphärische Geste.

Auch für dieses Filmprojekt versammelt Carlos Saura die besten Tänzerinnen und Sänger Spaniens.

"Eine Hochzeit zu dritt"
USA/GB/BRD, Regie: Ol Parker, Darsteller: Piper Perabo, Matthew Goode, Lena Headey

Romantische Komödie "englischer Art”, die nach den genretypischen Verwicklungen immerhin auf ein Happy End in der Liebesbeziehung zwischen zwei Frauen zusteuert. Die Coming-Out-Geschichte beginnt ausgerechnet auf der Hochzeitsfeier für die außerordentlich sympathischen Brautleute Rachel (Piper Perabo) und Heck (Matthew Goode), der sehr an den junge Hugh Grant erinnert.

Aber das Blumenmädchen Luce gerät nie aus Rachels Gesichtskreis und da dieses sich als kluge, selbstbewusste Ladenbesitzerin entpuppt und auch der Bräutigam über die neue Freundin seiner Frau beglückt ist, läuft alles so wie im voraus erahnt. Noch ein paar Gewissenbisse wegen des verständnisvollen, netten Ehemanns und der Showdown im Londoner Großstadtverkehr mit lauthals öffentlich bekundeter Liebeserklärung kann starten.

Das alles ist ziemlich gradlinig und nicht sonderlich phantasievoll inszeniert und auch die Nebenfiguren sind alte Bekannte aus vielen romantischen Komödien. Der Film verlässt sich allein auf sein vermeintlich "provokantes" Thema und ein gewisses "Vier Hochzeiten und ein Todesfall"-Flair.

Lena Headey als "Verführerin" Luce bringt immerhin noch Format und Charakter mit, während Piper Perabo das schlicht süße Mädel ohne jegliche erotische Ausstrahlung ist, dem man diese Lebensentscheidung nie und nimmer glaubt.
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