Filme der Woche

Vorgestellt von Hans-Ulrich Pönack · 26.04.2006
"FC Venus" verlegt das uralte Thema vom Kampf der Geschlechter auf den Fußballplatz. Leider verschenkt der Film dabei viele Möglichkeiten, die das Thema geboten hätte, und bietet nur allzu biedere Kost. "Bambi 2 - Der Herr der Wälder" ist die Fortsetzung des Zeichentrickklassikers von 1942 und zeigt, wie Bambi ohne seine geliebte Mutter sich zurechtfinden muss.
"FC Venus"
Deutschland 2005; Regie: Ute Wieland; Darsteller: Nora Tschirner, Christian Ulmen, Florian Lukas, Heinz Hoenig u.a.

Ute Wieland hat an der Filmhochschule in München Regie studiert. 1987/88 debütierte sie mit dem Kinofilm "Im Jahr der Schildkröte" und ist seitdem vor allem für das Fernsehen tätig. Im Jahr der Fußball-WM in Deutschland (9.6.-9.7.) ist derzeit natürlich auch verstärkt das Gesellschaftsthema Fußball im Kino angesagt:

Paul liebt leidenschaftlich das Geschehen um das runde Leder; seine Freundin Anna hasst den Ballsport und hat ihm fast seine Leidenschaft dafür "ausgetrieben". Man lebt zusammen glücklich in Berlin. Doch dann ereilt Paul der Hilferuf aus seiner heimatlichen Provinz und erinnert ihn nachhaltig daran, dass Fußball einst sein Leben war: Der dortige Verein, sein Club Eintracht Imma, droht "abzustürzen", er soll doch bitteschön den Untergang zu verhindern mithelfen.

Paul ist Feuer und Flamme und lockt Anna "täuschend" zurück in die Heimat: Während sie auf "Hochzeit" hofft, will er nur kicken. Im wütenden Wodkarausch entsteht so eine Match-Wette: Frauenmannschaft gegen Männerteam. Wenn die Weibsen gewinnen, ist mit dem Fußballwahn endgültig Feierabend. Wenn die Kerle die Tore schießen, ist mit der femininen Meckerei endgültig Schluss.

Ein reizvolles wie sehr emotionales Thema, mit vielen Möglichkeiten zum augenzwinkernden Geschlechterstreit, mit dem ironischen Blick auf die klassische Rollenverteilung, mit der Chance für amüsante wie versteckte Fouls und ansprechender Typisierung. Doch die Regisseurin verschenkt einiges durch eine viel zu vorhersehbare, spröde Erzählweise und Inszenierung: Platte, eindimensionale Figuren beherrschen das Geschehen; der Spannungsbogen erscheint durchweg bieder-begrenzt; das Tempo stockt zu oft, die bekannten Klischees werden mehr dümmlich bedient denn unterhaltsam karikiert.

"FC Venus" ist leider keine erfrischende Komödie über Frauen und Männer, die mit unerwarteten Motiven und originellen Gags aufwartet, sondern bleibt stets im Rahmen eines "normalen" TV-Filmchens. Einzig Nora Tschirner als genervte Fußballhasserin Anna weißt Rollen-Charakter/Stärke/Persönlichkeit auf; sie ist eben eine wirklich ausdrucksstarke, interessante, berührende charismatische Schauspielerin ("Soloalbum", "Wie Feuer und Flamme"), der man gerne und endlich mal "bessere" Leinwand-Rollen wünscht. Sie hält sozusagen die Chose hier noch gut zusammen, wegen ihr bleibt man hier "dran". Ihr Partner Christian Ulmen ("Elementarteilchen", "Der Fischer und seine Frau", "Herr Lehmannn") bemüht sich gut mitzuspielen.

Ein neuer deutscher Manchmal-Schmunzel-Film, der insgesamt leider nur im soliden (emotionalen wie intellektuellen) Mittelfeld mitkickt, wo er doch, bei diesem Stoff, eigentlich viel weiter vorne mitspielen sollte. Es ist wie bei Hertha BSC an jedem Bundesliga-Wochenende: Vor dem Spiel wird viel heiße Luft geredet, doch dann, wenn es auf dem Spielfeld drauf ankommt, ist meistens nur graues Mittelmaß zu erleben, im Olympiastadion wie auch jetzt im Kino.

"Bambi 2 - Der Herr der Wälder" von Brian Pimental, einem Regie-Debütanten aus dem Team des Walt-Disney-Imperiums, der schon bei vielen früheren Trickfilmen (wie "Aladin", "Die Schöne und das Biest" oder "Tarzan") in verschiedenen Animationssparten mitwirkte.

"Bambi 2 - Der Herr der Wälder"
"Bambi 2 - Der Herr der Wälder" ist die Fortsetzung des legendären Disney-Klassikers von 1942. Zur Erinnerung: Der Film basiert auf einer Buchvorlage aus dem Jahr 1923, der Autor war Wiener, nannte sich Felix Salten, hieß eigentlich Siegmund Salzmann, verfasste gerne Tier- und Naturgeschichten, so eben auch "Bambi - ein Leben im Walde". Dabei setzt die Fortsetzung nicht wirklich "fortsetzend" ein, sondern noch während der Handlung des ersten Teils: Die Mutter ist tot, der aristokratische alleinerziehende Vater ist gespalten zwischen der Liebe zu seinem Sohn und der strengen "Erziehungsverpflichtung" zum künftigen "Oberhaupt". Demzufolge fühlt sich der Kleine nicht genügend geliebt und sucht Bewährungsabenteuer, um die hohen Erwartungen seines Vaters zu erfüllen.

Die Attribute bei diesem liebenswert-altmodischen Trickfilm lauten: Drollig, lustig, amüsant. Mit vielen stimmungsvollen Bildern, witzigen tierischen Kumpel-Typen (Hase Klopfer; immer auf der Flucht vor seinen vier "anhänglichen" Schwestern und Stinktier Blume), mit angenehm dosierter Süße. Auch ohne überzogene Gags gelingt es "Bambi 2" - im Zeitalter der digitalen Technik und der mitunter überbordenden Special-Effects - emotional-liebevoll zu berühren, prima zu unterhalten. Eine echte, schöne, Leinwand-Überraschung; ein Klasse-Familienfilm; ein Vergnügen für jeden Jahrgang...
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