Filme der Woche

Ordentlich Slapstick

Die US-Schauspielerin und Produzentin Melissa McCarthy bei der Premiere von "Tammy" in Los Angeles.
Die US-Schauspielerin Melissa McCarthy mag es gern deftig und hat sie die Rolle der Tammy auf den Leib geschrieben - gemeinsam mit Ben Falcone. © picture alliance / dpa / Nina Prommer
Von Anke Leweke · 03.07.2014
Melissa McCarthy mag es gerne deftig und dieses Mal hat sie sich die Rolle der arbeitslosen Burgerverkäuferin Tammy selbst auf den Leib geschrieben. Im Verlauf des Road-Movie-Trips tritt sie mit Genuss in jedes sich bietende Fettnäpfchen.
Sie zieht nicht nur die Fettnäpfchen an! Nein, sie liebt es, in sie hineinzutreten, ja zu -fallen. Die Rede ist von Melissa McCarthy. Mit ihren herb-trockenen Sprüche und ihrem subversiven Geist brachte sie die ohnehin enthemmte Jungesellinnen-Truppe in "Brautalarm" erst so richtig in Gang. Wenn man so will, zog mit McCarthy die Anarchie in die Hollywoodkomödie ein.
Auch zu Beginn von "Tammy" geht es direkt richtig zur Sache. Die Titelheldin verliert ihren Job als Angestellte einer Burgerkette und verabschiedet sich gebührend: Sie bewirft ihren Chef mit Ketchup, schüttelt ihre Schuppen über Brötchenhälften aus und spuckt ins Fleisch. McCarthy, mag es gerne deftig und dieses Mal hat sie sich die Rolle selbst auf den Leib geschrieben.
Doch bekommt man es hier nicht mit einer One-woman-Show zu tun. Der Film wird zum Roadmovie. Tammy stellt fest, dass ihr Mann sie betrügt und sucht das Weite. Auf dem Beifahrerplatz nimmt ihre von Susan Sarandon gespielte Großmutter namens Pearl Platz. Und damit eine Frau, die sich um ihr Alter nicht schert und Alkoholexzessen nicht abgeneigt ist.
Bewundernswerte Melissa McCarthy
Zwei Außenseiterinnen, zwei Frauen, die keine Angst davor haben, sich gängigen Rollenbildern zu widersetzen. Der Film jagt nun von einer mal mehr und mal weniger gelungenen Slapsticksituation zur nächsten. Irgendwie bewundert man Melissa McCarthy dafür, dass sie sich mit ihrem fülligen Körper in ungemein peinliche Situationen bringt, doch manchmal schämt man sich auch ein wenig, etwa wenn sie mit einem Jetski eine totale Bruchlandung hinlegt. Große Klasse ist hingegen ihr Überfall auf einen Imbissladen zum entsprechenden "Gangsta-Rap"-Sound.
Schön auch, wie sich der Film immer mehr zu einer romantic comedy entwickelt, dann entdeckt man mit der Kamera und dem netten Jesse die zarten Seiten der derben Tammy. Und mit Kathy Bates taucht gegen Ende noch ein weiteres weibliches Prinzip auf der Leinwand auf, das schon immer seine ganz eigene Wege gegangen ist.

"Tammy- Voll Abgefahren" von Ben Falcone
mit: Melissa McCarthy, Susan Sarandon, Toni Colette, Kathy Bates
USA 2014, 97 Minuten
Mehr Infos finden Sie hier auf der Filmhomepage.