Filme der Woche

Mehr Vorhang als Film

Der Erbe des Apartments, Mathias Gold (Kevin Kline, l), und die Bewohnerin Mathilde Girard (Maggie Smith) in My Old Lady" Foto: Ascot Elite Filmverleih GmbH
© dpa / picture alliance / Ascot Elite Filmverleih
Von Hannelore Heider · 19.11.2014
Horowitz' "My Old Lady" ist die Geschichte eines mittellosen New Yorkers in Paris, der statt auf Reichtum nur auf eine Rentnerin stößt. Mit Maggie Smith und Kevin Kline ist der Film prominent besetzt, doch auch sie können dem Streifen nur wenig Leben einhauchen.
Auf den Brettern des Theaters war er vom Broadway bis über die Bühnen Europas erfolgreich. Nun hat der Dramatiker und Drehbuchautor Israel Horowitz sein Stück "My Old Lady" mit Starbesetzung auch für die große Kinoleinwand inszeniert.

Auch hier agiert der Theatermann als Regisseur, Drehbuchautor und ausführender Produzent, und das sieht man dem Endprodukt leider auch an. Nicht einmal die erfahrenen Darsteller können verhindern, dass wir einem ziemlich leblosen Kammerspiel zusehen, bei dem man trotz einiger Pariser Stadtansichten den Vorhang zwischen den einzelnen Akten förmlich auf- und zugehen sieht.

Erzählt wird die Geschichte des mittellosen New Yorkers Mathias (Kevin Kline), der nach Paris kommt, um ein väterliches Erbe zu Geld zu machen. Das müsste lukrativ sein, denn das ererbte Apartment entpuppt sich als ganzes Haus in bester Wohngegend. Doch auf dem Haus liegt eine Hypothek und die besteht aus der 92-jährigen Bewohnerin Mathilde (Maggie Smith), die nicht nur ein lebenslanges Bleiberecht, sondern auch das Anrecht auf beträchtliche monatliche Mietzahlungen hat, die Mathias nun von seinem Vater übernehmen muss.

Diese Besonderheit französischen Immobilien-und Rentenrechts ist die Grundlage einer Geschichte, in der die unterschiedlichen Interessen in Wortgefechten aufeinanderprallen, zuzüglich des Schlagabtausches unterschiedlicher Kulturen.
Verstärkt werden die Konflikte, als sich herausstellt, dass Mathilde in mehrfacher Hinsicht Anrecht auf die Immobilie hat. Offensichtlich hatte der Amerikaner mit dieser Wohnung seine Mätresse bedacht und so stellt sich die Frage nicht nur nach dem Verhältnis von Mathilde und Mathias, sondern auch zu Mathildes Tochter Chloe (Kristin Scott Thomas). Ist die wie er ohne Vater Aufgewachsene vielleicht sogar seine Schwester?

Das Schicksal macht hier letztlich aus Feinden Verbündete im gemeinsamen Leid, aber trotz der Häufung der Konflikte bekommt das Stück nie die Spannung, die man sich als Zuschauer bei einem Aufeinandertreffen dreier großartiger Schauspieler erwartet. Maggie Smith spielt ihre Damenrolle - wie schon oft gesehen - mit feinem Sarkasmus. Kevin Kline kann sich für gar keine Haltung zu seiner Rolle entscheiden, und Kristin Scott Thomas wird von der Kinofassung in ihrer Rolle zwar aufgewertet, aber letztlich doch nur zu einer Mitleid erregenden Person gemacht, was ihrer vielschichtigen Darstellungskunst keinesfalls gerecht wird. Schade!

"My Old Lady"
USA, Fr, GB 2014; Regie: Israel Horowitz; Darsteller: Maggie Smith, Kevin Kline, Kristin Scott Thomas, Dominique Pinon; 104 Minuten, ohne Altersbeschränkung