Film

Priester liebt Bauernjungen

Die polnische Regisseurin Malgoska Szumowska wurde für ihren Film "Im Namen des..." mit dem Teddy-Award ausgezeichnet.
Die polnische Regisseurin Malgoska Szumowska wurde für ihren Film "Im Namen des…" mit dem Teddy-Award ausgezeichnet. © dpa / picture alliance / Kalaene
Von Thomas Kroll · 10.05.2014
"Im Namen des…" porträtiert einen katholischen Priester, der mit seinem homosexuellen Begehren kämpft. In Polen, Heimatland der Regisseurin Malgorzata Szumowska, erntete der Film Ablehnung und Kritik. Jetzt startet er in den deutschen Kinos.
"Im Innersten unseres Wesens gibt es einen Punkt, der unbefleckt von Sünde ist. Einen Punkt, der einzigartig ist und ausschließlich dem Herrn gehört. Von dort lenkt der Herrgott unser Leben. Er ist in jedem von uns."
Das erklärt Adam in einer Predigt. Der Jesuitenpater wurde in die polnische Provinz versetzt. Dort betreut er eine kleine katholische Gemeinde und baut ein Heim auf für schwer erziehbare Jungen. Gewalt und Ausgrenzung, Chaos und Sadismus sind an der Tagesordnung. Daher die abschließenden Sätze der Predigt:
"Wenn ihr euch jetzt im Zeichen des Friedens einander zuwendet, dann denkt daran. Vielleicht erkennt ihr das nicht sofort im Anderen, doch bitte denkt daran. Dieses göttliche Teilchen steckt in jedem Einzelnen von uns, und dadurch sind wir alle gleich. In jedem von uns steckt ein Funke des Heiligen."
Adam ist schwul - und kommt damit nicht zurecht
Adam ist ein attraktiver Mann. Ewa, die Frau des Heimlehrers, möchte ihn verführen. Adam aber gibt vor, er sei schon vergeben. An Christus – mag man da denken angesichts eines katholischen Priesters. Doch wird zunehmend deutlich: Adam ist schwul, liebt andere Männer und kommt damit nicht zurecht. Exzessive Läufe, Masturbation in der Badewanne und Alkohol helfen auf Dauer nicht.
Einmal mehr spricht Adam in einer Predigt von sich selbst:
"Wir sterben jeden Tag und werden aufs Neue geboren. Zweifel überkommen uns. Was uns einst wichtig war, verliert an Bedeutung. Was wir geliebt haben, weist uns von sich. Doch jeder leidende Mensch möge Widerstand leisten. Er darf kämpfen und hat auch das Recht zur Flucht. Amen."
Die polnische Regisseurin Malgorzata Szumowska inszeniert ihr Gewissensdrama rund um Homosexualität und Priestersein mit Hilfe biblischer Motive. So ist zum Beispiel der Name "Adam" bewusst gewählt. Denn das hebräische "Adam" bedeutet "Mensch".
"Ein Priester, der auch nur ein Mensch ist, wird plötzlich zum Opfer seines eigenen Glaubens, seiner eigenen Religion, nur, weil er sich verliebt, und das auch noch in einen anderen Mann. Ich wollte einen Film machen, in dem ich über meine Figuren nicht urteile, in dem ich einen menschlichen Blick auf sie werfe und sie verteidige", erklärt Malgorzata Szumowska.
In der biblischen Schöpfungsgeschichte tritt Eva als Adams Partnerin auf. In Szumowskas Film gilt Adams Interesse Lukasz, einem stillen Bauernjungen. Der trägt Züge eines leidenden und barmherzigen Christus.
"Du bist ein guter Priester und ein guter Mensch"
Wie ein roter Faden durchzieht den Film das Motiv der Beichte. Mal sieht man Adam als Beichtvater seines Kollegen; mal vertraut sich ihm ein Jugendlicher an, der ebenfalls mit seiner homosexuellen Neigung nicht klarkommt. Adam fehlt ein solches Gegenüber. Per Internet spricht er mit seiner Schwester, die in Toronto lebt.
"Ja, Ich bin krank. Genau so ist es. Ich gehe hin und sage, dass ich das nicht mehr kann und dass ich ein normales Leben führen will. Sie sollen mich endlich in Ruhe lassen. Ich werde gehen und ihnen sagen, ich bin krank [weint, schluchzt], ich bin krank, und verdammt noch mal, sie sollen aufhören, mich andauernd zu versetzen. Ich baue etwas auf, gewöhn mich dran, aber am Ende stehe ich allein da und bin immer traurig. Verstehst Du?"
Im beichtähnlichen Gespräch findet Adam Zuspruch, letztlich aber nicht die Zuwendung und Erlösung, die er braucht.
"Du bist ein guter Priester und ein guter Mensch. Ruf an, wenn du nüchtern bist. Sorry, mach's gut."
Diese Musik erklingt im Film zweimal. Beim ersten Mal tanzt Adam sturzbetrunken mit einem großen Bild von Papst Benedikt im Arm. Beim zweiten Mal trägt er eine Monstranz bei der Fronleichnamsprozession durch Wiesen und Felder.
Solch kraftvolle, zum Teil ungewohnte Bilder bleiben ebenso im Gedächtnis wie die Kamerafahrt bei der Schlusseinstellung. Sie gibt in letzter Sekunde ein Gesicht zu erkennen, das hier nicht verraten werden darf, das aber die Diskussion über den Umgang mit Homosexualität im katholischen Klerus noch einmal anfeuern kann.
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