Film-Charts

Die Top 5 des Mainstream-Kinos

Teufel und Krampusse im Salzburgischen Gaisberges
Mythologische Vorlage für den Film "Krampus": Teufel und Krampusse im Salzburgischen Gaisberges © picture alliance / dpa / Franz Neumayr
Von Hartwig Tegeler · 12.12.2015
Michael Doughertys Film über die dunkle Sagengestalt "Krampus" ist eine wunderbar böse Mischung aus Horror und Komödie. Und ein angenehmes Gegenprogramm zur üblichen heilen Weihnachtsfilmwelt. Platz 4 unserer Mainstream-Kino-Charts.
"Ich habe Ihre Filme gesehen. Sie haben etwas, was ich nicht habe. - Das wäre? - Ein Auge. Ein Auge für die Darstellung. Sie erkennen die Wahrheit, wenn Sie sie sehen, das weiß ich."
Schattenspiele, davon lebt das Kino nicht nur technisch. Wo Licht, da ist auch Schatten – nein, die Schatten in den Geschichten, das Dunkle. Immer Kontrapunkt zum Hellen.
Platz 5 – "Bridge of Spies" von Steven Spielberg
Nur im großen Dunkel kann das Helle umso heller erstrahlen. Wieweit ein Kinogeschichtenerzähler dafür geht? Steven Spielberg erzählt von den dunkelsten Epochen - dem Holocaust in Schindlers Liste beispielsweise - und schafft es auch in dieser Dunkelheit, das hohe Lied auf den Menschen zu singen, der durch das Leid geht und darin seine Menschlichkeit bewahrt. Auch in der tiefsten Dunkelheit vom Hellen erzählen, das ist Spielberg.
"Du kannst Abel nicht des Verrats beschuldigen. - Och, du solltest dich mal hören, du verteidigst ihn ja bereits. Du probst schon mit mir. Und eigentlich wolltest du nur darüber nachdenken, hast du gesagt. - Ich denke auch darüber nach, nur eben sehr gründlich. Jeder Mensch verdient eine Verteidigung."
Tom Hanks in "Bridge of Spies" mitten im Kalten Krieg; der Anwalt, der aufrecht die Verfassung verteidigt, auch wenn sie einen kommunistischen Spion schützt. Ein sehr ernster wie extrem idealistischer Blick auf die Welt, aber in diesem gut erzählten Film gut auszuhalten.
Schattenarbeit betreibt Michael Dougherty …
Platz 4 – "Krampus"
"Frohe Weihnachten, Kinder, kommt nur rein. Ihr seht süß aus in euren passenden Jäckchen.
… in einer wunderbar bösen Mischung aus Horror und Komödie. Weil seine Albtraum-Hauptfigur, die Sagengestalt des Krampus, die dunkle Seite des Weihnachtsmanns, ist.
Und wenn der kleine Max sich die unliebsamen Verwandten vom Hals halten will und – natürlich unwissend – mit seinen Wünschen etwas heraufbeschwört, …
"Ich glaube, am besten ist es, hier zu bleiben. Alle Fenster und Türen zu verbarrikadieren."
… das ist ein ziemlich bärbeißiger Blick auf die dunklen Abgründe von Weihnachten angesichts dieses Terrors von Süßlichkeit, Süßem, Konsum und Ignoranz.
"Ich habe dir doch gesagt, wir sollen zu meinem Bruder fahren. - Toll, Howard, Weihnachten auf einer Schweinefarm."
"Krampus" ist mit anderen Worten ein Film, der einen mal so richtig aufatmen lassen kann in diesen Tagen. Weil hier nichts drinsteckt von dieser Disney-Pixar-Mutterkonzern-Weihnachten-ach-wie-ist-die-Welt-doch-schön-hell-Licht-ohne-Schatten-und-wir-biegen-uns-alles-so-hin-Ideologie, die, die an sich ja anbetungswürdigen Pixar-Jungs auf …
Platz 3 …
… mit ihrer Dino-Nummer …
"Arlo & Spot"
… abliefern. Ich bleibe da lieber bei "Toy Story 1-3", "Das große Krabbeln", "Die Monster AG", "Findet Nemo", "Ratatouille", "Wall-E", wo das Lichte und das Dunkle die animierten Figuren auf wunderbar komische Weise entstehen ließen. Aber …
"Arlo & Spot"
"ach nee! Und meisterliche Landschaftsanimationen reichen nun allein auch nicht."
"Also, James, wieso bist du gekommen? - Um dich zu töten. - Und ich dachte, du wärst hier, um zu sterben. Tja, das ist eine Frage der Perspektive."
Erstaunlich, wie sogar ein James-Bond-Film …
Platz 2 – "Spectre" von Sam Mendes
… oder ein weiterer Franchise-Film wie …
Platz 1 – "Die Tribute von Panem – Mockingjay – Teil 2" von Francis Lawrence
… wieder zu spannendem Kino werden kann. Bei Bond in einer Art Sam-Mendes-adäquatem Relaunch der Figur, wenn das Helle mit einer notwendigen Portion Dunkelheit vervollständigt wird.
"Unsere Zukunft beginnt morgen bei Tagesanbruch, wenn wir gemeinsam ins Kapitol marschieren. Um uns aufzuhalten, errichtet Präsident Snow ein Minenfeld aus Fallen. - Ladies und Gentlemen: Willkommen zu den 76. Hungerspielen."
In der Die-Tribute-von-Panem-Saga macht das Wort von der Dystopie wirklich Sinn, in dem Jennifer Lawrence auch im vierten Film der Reihe die Kämpferin gegen einen autoritären, diktatorischen Staat spielt. Auch deswegen Sinn, weil das ansonsten heldentümliche Geschwafel der Hollywood-Blockbuster in seiner Hohlheit entlarvt wird. Und auch wenn Sam Mendes das in seiner Adaption der James-Bond-Figur nicht so konsequent durchzieht wie Francis Lawrence im zweiten Teil von Mockingjay: Als Gescheiterte, aber nicht Aufgebende können sich James und Katniss vielleicht ja mal kurz die Hand reichen.
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