Film "Am Ende ein Fest"

Todessehnsucht und schwarzer Humor

Einer Szene des Kinofilms "Am Ende ein Fest"
Einer Szene des erfolgreichen israelischen Kinofilms "Am Ende ein Fest", der nun auch in Deutschland zu sehen ist © dpa/picture alliance/Neue Visionen Filmverleih/dpa
Von Bernd Soballa · 26.09.2015
"Am Ende ein Fest" spielt in einem Seniorenheim in Jerusalem – und nimmt sich das Thema Sterbehilfe vor. Die in Israel überaus erfolgreiche Kinoproduktion beeindruckt durch ihre Machart als schelmische und herzerfrischende Komödie über das Abschiednehmen.
In einem Seniorenheim in Jerusalem lebt eine Gruppe von Alten, in deren Zentrum der Erfinder Yehezkel steht. Sie scheinen sich schon lange zu kennen, gehen vertraut mit einander um, kennen die Gewohnheiten und Schwächen der anderen. Und sie leiden mit, wenn sie sehen, wie ihr todkranker Freund Max im Krankenhaus nur noch von medizinischen Geräten am Leben erhalten wird. Seine Frau Yana, kann es nicht mehr mit ansehen.
- Na sage mal, bist du verrückt geworden? Was machst du?
- Ich kann nicht mehr. Ich gebe ihm eine Überdosis, dann hat er es überstanden.
- Das meinst du jetzt aber nicht ernst, oder?
- Ich ertrage es nicht, ihn so zu sehen. …
- Die müssen ihn am Leben erhalten. Als wäre es ein Verbrechen zu sterben. Willst du vielleicht ins Gefängnis? Dafür kriegst du lebenslänglich.
Wobei lebenslänglich in diesem Fall vielleicht gar nicht so lange ist. Die Regisseurin Tal Granit möchte mit dem Film nicht nur eine Geschichte erzählen, sondern auch eine Debatte über Sterbehilfe anstoßen.
"In Israel ist aktive Sterbehilfe verboten. Es gab nur einen Patienten, der gegen seinen Willen an einer lebensverlängernden Maschine angeschlossen war, und das Gericht erlaubte, ihn davon zu befreien. Jetzt bemühen sich einige Parlamentsvertreter um ein Gesetz, das, ähnlich wie in Oregon, den Tod nach Rezept erlaubt. Ein Arzt kann dann Gift verschreiben; und wer eine unheilbare Krankheit hat, kann sein Leben beenden."
Max Frau Yana erfährt von einem Arzt, der beim Sterben "ein bisschen nachhelfen" könnte.
- Er wird wirklich nichts spüren, Doktor?
- Nein, nein! Wir sedieren ihn ganz einfach. Und innerhalb von wenigen Minuten ist Max in einer besseren Welt. Das habe ich schon ganz häufig gemacht.
- Im Ernst, schon oft?
- Du bist Anästhesist?
- Veterinär. Keine Sorge, ich habe ein Spitzenanästhetikum, Max wird nichts spüren. Damit schlafen die Hunde immer friedlich ein.
- Du willst meinen Mann mit einem Hundebetäubungsmittel einschläfern?
Max drückt den magischen roten Knopf und verabschiedet sich
Schließlich konstruiert Yehezkel eine Maschine, die auf Knopfdruck ein tödliches Narkotikum per Infusion in den Körper bringt. Und beim nächsten Treffen sind die Freunde alle dabei, wenn Max den magischen roten Knopf drückt und sich verabschiedet. Die Gruppe ist traurig, den Freund verloren zu haben, und zugleich froh, dass Max selbstbestimmt von ihnen gehen konnte. Allerdings verbreitet sich kurz darauf das Gerücht, dass Yehzkel und Co. Sterbehilfe leisten können.
- Nur ihr könnt meiner Frau noch helfen. Seht sie euch an, ich bitte euch! Oder wollt ihr lieber, dass man das Grab ihres Mannes öffnet für eine Autopsie. Wenn ihr mir nicht helft, dann melde ich alles der Polizei.
- Na und! Die können Gräber öffnen, so viel sie wollen. Ich habe ein reines Gewissen. /
- Ich werde euch alle verraten. Ich habe nichts zu verlieren. Ich werde euch alle verraten. Immer wieder fleht sie mich an: Tue es endlich, Durek, tue es! Aber ich weiß nicht wie. … Wie diese Krankheit sie auffrisst …


In und um das Seniorenherum herum entwickelt sich eine seltsame Dynamik. Weitere "Auftraggeber" tauchen auf, und die Gruppe befindet sich in einem moralischen Dilemma: Dürfen sie diese Anfragen ignorieren, obgleich sich auch andere Menschen in der gleichen Situation befinden wie ihr Freund Max?
Allmählich nimmt die ernste Handlung skurrile Züge an: Die "Sterbehilfegruppe" gerät in einen Geschwindigkeitsrausch und wird wiederholt vom selben Verkehrspolizisten gestellt. Der Veterinär erlebt sein Coming-out mit 82. Und als die nächste Klientin auf den roten Knopf drückt - fällt der Strom aus. Kein Zweifel, das Regie-Duo verbindet die Todessehnsucht mit einer ordentlichen Prise schwarzen Humor, wie Tal Granit erläutert.
"Selbst dramatische Momente werden mit schwarzem Humor gebrochen"
"Zugegeben, wir haben einen sehr heiklen Humor. Aber wir haben die Hauptrollen mit Komödienschauspielern besetzt. Sie alle sind in Israel sehr bekannt, und die Komödie steckt in ihrem Blut. So werden selbst dramatische Momente mit schwarzem Humor gebrochen. Das können sie einfach vermitteln.".
Und ihr Regie-Kollege Sharon Maymon ergänzt:
"Unser Film handelt nicht nur von Sterbehilfe, sondern es geht um Freundschaft, Liebe und Trennung. Außerdem nehmen wir Komödien sehr ernst. Das ist für uns wie ein Drama mit komischen Situationen.
"Am Ende ein Fest" ist vor allem ein Fest für den Zuschauer. Denn der Balanceakt zwischen Ernsthaftigkeit, Unterhaltung und Nachdenklichkeit gelingt. Die Schauspieler, allen voran Ze'ev Revach als Hobbyerfinder Yehezkel, überzeugen. Und der Film bringt keine platte Botschaft für Sterbehilfe, sondern stellt einfach nur Fragen.

- Menschen halten bis zum letzten Moment am Leben fest. Warum denn aufgeben? Es gibt Menschen, die können nur einen Finger bewegen, die schreiben Bücher über das Universum – mit einem Finger.
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