"Figaros Hochzeit" in Drottningholm

Mozart in magischer Barockkulisse

Schloss Drottningholm in der Nähe der schwedischen Hauptstadt Stockholm. Das Schlosstheater ist eines der am besten bewahrten Barocktheater Europas.
Schloss Drottningholm in der Nähe der schwedischen Hauptstadt Stockholm hat eines der am besten bewahrten Barocktheater Europas. © picture-alliance / dpa / Patrick van Katwijk
Von Franziska Stürz · 02.08.2015
Ein originales Barocktheater mit handbetriebenen Seilzügen: Im schwedischen Schloss Drottningholm hatte Mozarts "Figaros Hochzeit" Premiere. Ein rundum gelungener Einstand Marc Minkowskis als musikalischer Leiter an einem magischen Ort.
Das Schlosstheater Drottningholm ist eines der besterhaltenen Barocktheater weltweit. Originale Seilzüge, Wind- und Donnermaschine und originale Szenerien werden seit der Entdeckung in den 1920er-Jahren hier wieder für Opernaufführungen im Stil des 18. Jahrhunderts genutzt. Die Atmosphäre im Theater ist trotz der engen Sitzbänke für die knapp 500 Zuschauer einzigartig. Mittlerweile elektrisch flackernder Kerzenschein taucht den mit Pappmaché-Stuck verzierten Saal in schummeriges Licht, und der Holzbau ermöglicht ein hervorragendes, intimes Klangerlebnis. Ein magischer Ort mit Idealbedingungen für Barock- und Mozartspezialisten.
Zu denen gehört mittlerweile der international gefragte Dirigent Marc Minkowski. Das Drottningholmer Festivalorchester ist als Vorreiter historischer Aufführungspraxis ein idealer Klangkörper für ihn. Zum Einstand als neuer musikalischer Leiter der Festspiele hat Minkowski die erste der Da-Ponte-Opern von Mozart ausgewählt: "Figaros Hochzeit". In den nächsten zwei Jahren werden "Don Giovanni" und "Così fan tutte folgen. Alles aus der Hand eines Produktionsteams. Das Konzept steht schon.
Inspiriert vom Geist der Epoche
Regisseur Ivan Alexandre und Ausstatter Antoine Fontaine haben sich von der Epoche und dem Geist des Schlosstheaters für ihre eigene Bühne inspirieren lassen: Figaro spielt als Theater im Theater. Die Kostüme fügen sich ganz natürlich in die Drottningholmer Barockkulisse, der Spielraum ist eine mit Tüchern ausgehängte Wanderbühne und verlangt Improvisation von den Darstellern und Abstraktion vom Zuschauer. Einige Szenen können hier eben nicht original funktionieren. Das Versteckspiel, die wechselnden Räume im gräflichen Palast, der Sprung Cherubinos aus dem Fenster, das alles gibt es nicht wirklich zu sehen. Allerdings wird man von der Energie geladenen Darstellung und der Lebendigkeit im Musizieren schnell davon abgelenkt. Es wird richtig gut geschummelt, denn die erstklassige Besetzung übernimmt sogar die Chorpartie.
Hervorragend gestalten alle Solisten die Rezitative mit sprachlichem Witz und Tempo. Allen voran überzeugt der kanadische Bassbariton Robert Gleadow als Figaro und auch Camilla Tilling als schlank und strahlkräftig singende Gräfin hat einen Riesenerfolg. Lenneke Ruiten ist nicht nur quirlig, sondern auch reizvoll kapriziös als ebenfalls fein gestaltende Susanna. Es ist eine Freude, dem Spiel auf der Wanderbühne zuzusehen und zu hören. Tatsächlich wird diese Produktion auch auf Tour gehen – zunächst nach Versailles. Außerdem macht sie neugierig auf das nächste Stück der Trilogie, in dem der liebeshungrige Cherubino in Gestalt des "Wüstlings" Don Giovanni zurückkehrt.

Figaros Hochzeit
Oper in vier Akten von Wolfgang Amadeus Mozart
Musiklaische Leitung: Marc Minkowski
Regie: Ivan Alexandre
Schlosstheater Drottningholm

Mehr zum Thema