Festlegung von Fangquoten

"Die Politik ist auf dem richtigen Weg"

Ein Fangnetz ist auf einem Fischkutter aufgehängt.
Welche Fische und wie viele in den Netzen der europäischen Fischer landen, entscheidet die EU © Jan-Martin Altgeld
15.12.2014
Ökologen und Forscher, die sich mit der Fischerei befassen, halten die von der EU erlaubten Fangmengen von Nord- und Ostseefischen zu hoch. Der Leiter des staatlichen Thünen-Instituts für Seefischerei, Gerd Kraus, stellt der Politik hingegen ein gutes Zeugnis aus.
Mit seiner Meinung steht Gerd Kraus alleine da. Denn er widerspricht einer großen Anzahl von Umweltverbänden und anderen Fischereiexperten, die den EU-Ministern für Fischerei in einem offenen Brief vorgeworfen haben, dass sich die Differenz zwischen den festgelegten Fangmengen und den wissenschaftlich empfohlenen Mengen in den vergangenen zwei Jahren signifikant erhöht habe.
Kraus sagt im Deutschlandradio Kultur, seiner Einschätzung nach halte sich die Politik inzwischen besser an die wissenschaftlichen Vorgaben als früher. Noch Anfang der 2000er-Jahre seien die Empfehlungen von Forschern bei der Festlegung der Fangquoten oft um mehr als 50 Prozent überschritten worden. Das habe die EU-Kommission dann jedoch realisiert und Maßnahmen beschlossen, die das verhindern sollten. So gebe es jetzt für die meisten Fischbestände langfristige Management-Pläne. "Wir sehen eigentlich eher einen Weg in die richtige Richtung dort", sagt Kraus.
Unbefriedigender Kompromiss zwischen Wirtschaft und Umweltschützern
Für die Verbände, die vor Überfischung gewarnt hatten, zeigte Kraus dennoch Verständnis. Richtig sei, dass immer noch zu viel gefischt werde - viele Bestände seien nach wie vor überfischt. "Dementsprechend kann ich die Sorge der Kollegen doch gut verstehen", sagte er. Allerdings gestehe er auch der Politik zu, dass diese sich bemühte, Abhilfe zu schaffen und die Dinge zu verbessern: "Das geht nicht von heute auf morgen." Die Politiker hätten auch immer die wirtschaftliche Situation vor Augen, so dass der entstehende Kompromiss dann nicht immer im Sinne der Fisch sei. Er sei vor diesem Hintergrund "nicht uneingeschränkt froh", sehe aber Anzeichen dafür, dass die Dinge sich zum Positiven wandelten.
Laut Kraus haben sich in der Ostsee vor allem die Heringsbestände sehr gut entwickelt – in der Nordsee seien die Schollenbestände auf einem historischem Höchststand. Sorgen bereite hingegen der Kabeljau in der Nordsee - während die Populationen in der Barentssee und um Island in einem guten Zustand seien, sollte man den Kabeljau in der Nordsee momentan am besten gar nicht fangen.
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