Festival für Medienkunst

    Der Müll der digitalen Revolution

    Das Bild zeigt eine schwarze Festplatte in einem gläsernem Schaukasten, in dem sich buntes Licht bricht.
    Ein-Terrabyte-Festplatte mit unlizensierter Software. © dpa/Jens Kalaene
    30.01.2014
    Im Internet ist plötzlich nichts mehr, wie es war: Die transmediale 2014 steht unter dem Schock der Überwachungs-Dystopie. Es geht um digitale Zukunftsvisionen und die Ernüchterung durch den NSA-Skandal.
    "Afterglow", so das Motto der diesjährigen Ausgabe, beschreibt sowohl die Nachwirkungen eines Drogenrausches als auch das kurze Aufleuchten des Erdenstaubs beim Eintritt in die Atmosphäre. Genau so ambivalent wie diese Vorgänge sehen die Veranstalter, Diskutanten und Künstler den heutigen Zustand der digitalen Kultur.
    Die digitale Revolution von morgen vermüllt schon jetzt das Heute: Hightech-Fantasien und Digi-Utopien, sprich die Zukunftsvorstellungen der Technologieentwickler, produzieren Elektroschrott wie ausrangierte Handys und Datenberge auf riesigen Servern.
    Ausstellung, Konferenz, Screenings und Performance - all das bleibt Teil der Transmediale 2014. Der Verfall der Internet-Utopie als Instrument weltumspannender Vernetzung und Selbstbestimmung habe aber zu einer Verunsicherung des Festivals geführt, so die Einschätzung unseres Autors Carsten Probst in Fazit . Der Geist der durch das Haus der Kulturen der Welt wehe, wirke etwas ernüchtert.
    Wahr gewordene Dystopie
    Auf dem Programmflyer prangt das NSA-Gebäude wie eine düstere Zukunftsdrohung, die unversehens Realität geworden ist. Deshalb steht auch eine Diskussion mit Whistlerblowern wie William Binney auf der Tagesordnung.
    Schnelllebig und flüchtig ist das Wesen der digitalen Welt, nichtssagend und gedankenlos sind viele ihrer Inhalte auf Twitter und Facebook. Welche Berechtigung haben diese gigantischen Datenmassen und was soll mit ihnen geschehen? Auch dies Fragen wirft die Transmediale auf.
    Bei einem als Ausstellung eingerichteten Hackermeeting wird Aktionskunst vom Computer aus betrieben: Eine Künstlergruppe hat eine Website entworfen, die anonymisierten Datenmüll von Besuchern in eine visuelle Installation auf phosphoreszierendem Papier verwandelt und dann langsam auffrisst.
    Welche Rolle die Transmediale in Zukunft haben soll, jetzt wo sie vom plötzlichen Wahrwerden ihrer eigenen Prophezeihungen zu einer Zukunft der digitalen Überwachung überrumpelt wurde, scheint eine ungelöste Frage. Carsten Probst befürchtet, das Festival könne zu einer "Kirmes-Nostalgie-Veranstaltung" werden.
    Anderer Meinung ist da der Transmediale Leiter Kristoffer Gansing. Die transmediale sei eine einzigartige Schnittstelle zwischen aktueller Diskussion um digitale Kultur und ihrer künstlerischen Verarbeitung, sagte Gansing im Deutschlandradio Kultur:
    "Es gibt kaum eine Veranstaltung auf der ganzen Welt eigentlich, die wirklich so tief in die kulturellen Konsequenzen dieser Technologien gehen und gleichzeitig ein künstlerisches Programm dazu haben."
    Unter dem Motto "Dis Continuity" beschäftigt sich auch das diesjährige CTM-Festival für experimentelle elektronische Musik, einst "Club Transmediale" genannt, mit der Erkundung blinder Flecken der elektronischen und experimentellen Musikgeschichte. Dabei herausgekommen, sind bemerkenswerte Soundexperimente, wie das von Lukatoyboy:
    „I don’t know how to call it, it’s something in between a performance and an installation. It’s called 'Walk That Sound''“.

    Programmtipp: Hören Sie dazu unsere Sendung Klangkunst "Walk that Sound" von Lukatoyboy am Freitag, den 14.2.2014, um 0.05 Uhr

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