Festival der projektgruppe neue musik bremen

Das Maul ist der Text

06.12.2016
"Das Maul ist der Text" – dieses provokante Motto hat die "projektgruppe neue musik bremen" ihrem diesjährigen Festival für zeitgenössische Musik vorangestellt. Wir bringen den Mitschnitt des Abschlusskonzerts.
Im Zentrum der vier Konzerte und fünf Podiumsgespräche der "projektgruppe neue musik bremen" (pgnm) vom 25. bis 27. November stand die menschliche Stimme.
Die Stimme als ureigenes Instrument, mit der man singen kann, röcheln, flüstern, schreien, schluchzen, atmen und vieles mehr – die Stimme spielt in der Musik des 20. und 21. Jahrhunderts eine besondere und wichtige Rolle, allein schon wegen des breiten Spektrums ihrer Einsatzfähigkeit. Interessant für Komponistinnen und Komponisten wie auch für Vokalperformerinnen und –performer.
In Bremen waren neben den Neuen Vocalsolisten Stuttgart auch einige Vokalperformerinnen der ersten Stunde zu Gast: Shelley Hirsch und Joëlle Léandre etwa, aber auch jüngere Künstlerinnen wie Audrey Chen oder Isabelle Duthoit. Im Abschlusskonzert waren u.a. Werke von Luigi Nono, Hans-Joachim Hespos und Heiko Müller zu hören, mit Angela Postweiler, Natalia Pschenitschnikowa und Annina Machaz, außerdem die französische Vokalperformerin Isabelle Duthoit. Sie ist ausgebildete Klarinettistin und als Stimmkünstlerin stark beeinflusst vom japanischen No-Theater. Was den Atem betrifft, hat sie alles, was sie kann und weiß, durch das Klarinettenspiel gelernt. Stimmlich, so meint sie, sei es vielleicht nicht die riesige Klangvielfalt, die sie produziere, sie könne auch keine notierte Musik präsentieren, "aber ich kann improvisieren, und das hat für mich mehr Dringlichkeit, ganz persönlich. Es ist eng verbunden mit mir selbst: es zeigt, wer ich bin, was ich mag und was ich einfach tun muss".
Außerdem zu Gast: das Trio Les Diaboliques mit Joëlle Léandre, Stimme und Kontrabass, Maggie Nicols, Stimme, und Irène Schweizer, Klavier.
Seit Jahrzehnten spielen sie nun schon zusammen, die drei "teuflischen" Pionierinnen der freien Improvisation – nach wie vor mit Ernst und Humor.
Das Maul ist der Text - Festival der projektgruppe neue musik bremen
Schwankhalle
Aufzeichnung vom 27. November 2016
Luigi Nono
"Djamila Boupacha" aus "Canti di vita e d'amore" für Sopran solo
Aaron Cassidy
"I, purples, spat blood, laugh of beautiful lips" für Solostimme
Isabelle Duthoit
"Dragon fly" (Vokalimprovisation)
Hans-Joachim Hespos
"donaia" für Sprechstimme, Mitail, Oboe, Bassetthorn, Pikkolokornett, Violoncello und Große Trommel
Heiko Müller
"... singe das, was falsch klingt, richtig, klingt es richtig, was du singen sollst, ist es falsch - fick dich" für Sopran solo (Uraufführung)
Trio Les Diaboliques
Drei Improvisationen ohne Titel

Angela Postweiler, Stimme
Isabelle Duthoit, Stimme
Natalia Pschenitschnikowa, Stimme
Annina Machaz, Sprechstimme
MAM.manufaktur für aktuelle musik
Trio Les Diaboliques:
Joëlle Léandre, Kontrabass und Stimme
Maggie Nicols, Stimme
Irène Schweizer, Klavier