Ferngesteuerte Mode

Wie man Technik in die Kleidung webt

Eine Schere liegt vor einer Nähmaschine.
Eine Schere liegt vor einer Nähmaschine. © picture alliance / dpa / Inga Kje
Von Jenny Genzmer · 06.05.2015
Smart Fashion – kluge Klamotten. Das sind Kleidungsstücke mit Chips und Sensoren, die zum Beispiel den Puls oder die Körpertemperatur messen und Rückschlüsse auf Stimmungen oder Stresslevel zulassen. Doch die Designer fangen erst an, mit ihren elektronischen Mode-Experimenten.
"Damit kann man im Regen fahren, damit kann man irgendwo an der Wand entlang schottern, und so kann man sie auch behandeln. Machen wir sie mal auf."
Thomas Gnahm ist Gründer des Fahrradclubs Trafopop. Er entwirft Jacken mit computergesteuerten LED-Leuchten und trägt sie bei Fahrradtouren durch Berlin. Dabei läuft Musik – und die Jacken leuchten rhythmisch im Takt. Ein rollender Dancefloor – sagt er.
Rockerjacken mit LED sind nur der Anfang
Fashion Technologie heißt der noch junge Bereich in der Technologie-und Modebranche: Kleidung wird mit Technik verwoben. Rockerjacken mit LED sind dabei nur der Anfang. Thomas Gnahm hat zwar schon andere Modelle entworfen – Westen etwa, die rot aufleuchten, wenn Fahrradfahrer abrupt anhalten müssen, aber die Zukunft der smarten Kleidung ist viel komplexer.
"Wenn man jetzt auch mal ans Thema 'Internet of Things' denkt, kann man sich vorstellen, dass meine Kleidung verbunden ist mit dem Internet. Es heißt ja 'Internet of Things', also meine Kleidung ist ein Ding, das auch mit dem Internet vernetzt ist, und vielleicht zu meinem Doktor meine ganzen Körperdaten überträgt."
Diese Körperdaten messen Sensoren in der Kleidung oder in den Schuhen: Laufgeschwindigkeit, Puls, Körpertemperatur. So entstehen Datenmengen, die Rückschlüsse auf Stimmungen, den Stresslevel oder den Gesundheitszustand der Nutzer von smarten Textilien geben können. Was mit all diesen Daten in Zukunft geschieht und wer Zugriff darauf hat, ist noch offen. Es gibt andere Herausforderungen, sagt Gnahm.
"Diese Technik, die hat etwas Magisches. Wenn man jetzt zum Beispiel unser Smartphone sieht, das ist eine kleine schwarze Schachtel und wir wissen nicht, was damit passiert und wo das hinfunkt usw. Und wir kriegen da auch so einen gewissen Respekt, der eigentlich nicht sein muss."
Anne und Marie: "Wir haben jetzt bereits die Kabel angelötet und die Textilschalter eingebaut. Textilschalter heißt einfach nur, anstatt die Kabel direkt zu verbinden, sind hier leitfähige Textilien. Und dazwischen ist eine isolierende Textilie, also in dem Fall Filz. Und wenn man die Nadel durchsticht, wird der Stromkreis geschlossen und das macht es zum Textilen Schalter."
Voodoo-Puppen, mit leitfähigem Garn und gehackten Sound-Modulen
Technik entzaubern, das ist auch das Ziel von Anne Wohlauf und Marie Beuthel vom Design Research Lab an der Universität der Künste. In ihrem Workshop basteln sie Voodoo-Puppen, mit leitfähigem Garn und gehackten Sound-Modulen - aus Grußkarten.
Marie: "Das heißt am Anfang war es ein Grußkartenmodul, was so funktioniert, dass man die Karten aufmacht, und dann der Ton abgespielt wurde", sagt Marie Beuthel.
Marie: "Und wir haben die Schalter abgeschnitten alle, eigene Kabel angelötet, die mit dem leitenden Stoff verbunden, dazwischen eine isolierende Schicht, sodass man jetzt mit der Nadel da durchstechen muss um den Stromkreis zu schließen."
Die Workshop-Teilnehmer nähen die Sound-Module in die Voodoo-Puppen hinein, stechen mit der Nadel in den einen Stoff-Sensor nehmen auf.
Atmo / Schreie: "Okay, wer traut sich als erstes?"
Ein Stich in den anderen Sensor spielt die Schreie ab. Der Voodoo-Puppen Workshop soll Jugendliche spielerisch an Elektronik und Technik heranführen, sagt Anne Wohlauf.
"Es ist insofern einfach wichtig, nicht nur zu verstehen, was die Software macht, um verstehen zu können, was überhaupt da passiert, ob ich das möchte, um eine Meinung zu entwickeln und auch selbstbewusst mit Technologien in Zukunft umgehen zu können. Und dazu kommt ja auch noch, dadurch, dass man es versteht auch beeinflussen kann. Man kann ja jetzt auch durch das Hacking entscheiden, welche Funktion soll das Gerät eigentlich haben die ich hier jetzt zusammenbasteln."
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