Fantasy

"Der Herr der Ringe" und Tolkiens Weltbild

Eomer (Karl Urban) stellt sich im Kinofilm "Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs" mit seinen Kriegern zum Kampf auf.
Eomer (Karl Urban) stellt sich im Kinofilm "Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs" mit seinen Kriegern zum Kampf auf (Szenenfoto) © dpa-Film / Warner
Thomas Honegger im Gespräch mit Susanne Burg · 29.07.2014
"Der Herr der Ringe" biete in einer sehr lesbaren Art und Weise Grundthemen an, die die Menschen wirklich beschäftigten, sagt der Tolkien-Experte Thomas Honegger. Es gehe um das Grundproblem „Gut und Böse" und wie man mit Macht umgehe.
Man muss nur drei Namen nennen – Elfen, Orks und Hobbits – und sehr sehr viele Menschen auf dieser Welt wissen sofort, um welches Buch es geht: "Der Herr der Ringe"
Es ist einer der erfolgreichsten Romane des 20. Jahrhunderts, hat sich weltweit rund 150 Millionen mal verkauft, gehört zu den Klassikern der Fantasy-Literatur – und feiert heute seinen 60. Geburtstag. Am 29. Juli 1954 erschien der erste der drei Teile "Die Gefährten" des Epos von John Ronald Reuel Tolkien im englischen Original.
Tolkien biete in einer sehr lesbaren Art und Weise Grundthemen an, die die Menschen wirklich beschäftigten. Es gehe um das Grundproblem "Gut und Böse" und wie man mit Macht umgehe, sagte Thomas Honegger, Professor für Anglistische Mediävistik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und Tolkien-Experte im Deutschlandradio Kultur am Dienstag.
Auch Tolkien war Literaturexperte. Als Professor lehrte er Altenglisch an der Universität von Oxford und hat sich auch viel mit anderen germanischen und außergermanischen Literaturen der früh- bis hochmittelalterlichen Literaturen beschäftigt, so zum Beispiel mit Volkssagen und mythologischen Texten.
Die Figuren des Buches werden weltweit und in unterschiedlichen Kulturen wiedererkannt: der Hobbit Frodo, der schizophrene Gollum, der weise Zauberer Gandalf und der immer nur im Hintergrund auftretende Herr der Ringe, der böse Geist Sauron.
„Derjenige der Gutes tut, der ist gut"
Kritiker warfen Tolkien anfangs Schwarzweißmalerei vor. Denn anders als realistische Autoren schuf Tolkien keine Protagonisten, die Gut und Böse in sich vereinen, sondern zu jeder guten Figur einen schlechten Gegencharakter. Tolkien griff damit auf mittelalterliche Erzähltraditionen zurück. Gegen allzu simple Bezüge zwischen der realen und seiner Fantasy-Welt habe sich der Schriftsteller stets gewehrt.
Auch in der Welt der "Herr der Ringe" gibt es den "Freien Willen", so Honegger. Dies drückt sich inhaltlich in einem Sprichwort der Hobbits aus: "Derjenige der Gutes tut, der ist gut."
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