Familienpolitik

"Wir liegen weit hinter anderen Ländern zurück"

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Der Ausbau des Betreuungsangebotes geht in Deutschland nur schleppend voran. © Uli Deck/dpa
Moderation: Anke Schäfer und Christopher Ricke · 26.09.2014
Die Instrumente der deutschen Familienpolitik greifen nicht ineinander, kritisiert der Ökonom Wido Geis vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln. Der Fokus liege immer noch zu stark auf den finanziellen Leistungen. Vor allem bei der Betreuung liege Deutschland weit hinter anderen Ländern zurück.
Am Freitag wurde im Bundestag über die Familienpolitik und das geplante "Elterngeld Plus" debattiert. Der Gesetzentwurf der Koalition sieht vor, dass Eltern künftig bis zu 28 Monate lang Elterngeld beziehen können, wenn beide nach der Geburt eines Kindes Teilzeit arbeiten.
Die verschiedenen Instrumente der Familienpolitik seien in Deutschland überhaupt nicht abgestimmt, kritisierte der Ökonom Wido Geis vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln im Deutschlandradio Kultur:
"Die hat man nach und nach eingeführt - mit ganz unterschiedlichen Ideen. Vor einigen Jahren gab es eine Gesamt-Evaluation. Sie hat eigentlich gezeigt, dass die Maßnahmen einfach nicht ineinander greifen. Und hier ist die Politik auch bisher noch nicht rangegangen."
In den letzten Jahren fand ein Umdenken statt
Neue Leistungen seien eigentlich nicht erforderlich, sagte Geis. Es gebe außerdem einzelne Maßnahmen, die überflüssig seien, insbesondere das Betreuungsgeld. Bei den vorhandenen familienpolitischen Instrumenten müsse eine Umschichtung vorgenommen werden, forderte er:
"Wir haben im Moment immer noch einen relativ starken Fokus auf den finanziellen Leistungen. Doch in der Betreuungsinfrastruktur liegen wir weit hinter anderen Ländern zurück."
Es sei allerdings positiv zu vermerken, dass in den letzten Jahren ein Umdenken stattgefunden habe und eine bessere Betreuungsinfrastruktur für Kinder unter drei Jahren etabliert worden sei.
Der 1981 geborene Wido Geis hat an der Universität Tübingen Volkswirtschaftslehre studiert. Er ist am Institut der deutschen Wirtschaft Köln im Bereich "Humankapital und Innovation. Familienökonomik und Zuwanderung" tätig. Er ist auch Mitautor des Gutachtens "Ganztagsbetreuung von Kindern Alleinerziehender: Auswirkungen auf das Wohlergehen der Kinder, die ökonomische Lage der Familie und die Gesamtwirtschaft".
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