Familiendrama, Frauenklatsch, Ferienkiller

Vorgestellt von Hannelore Heider · 28.05.2008
Die dänische Autorenfilmerin Susanne Bier wurde durch ihre eigenwilligen "Dogma"-Werke bekannt. In ihrem Hollywood-Debüt "Things we lost in the fire" erschlägt die sonst so sensible Regisseurin den Zuschauer mit Breitwandemotionen. "Sex and the City" ist die Leinwandversion der erfolgreichen Fernsehserie. Mit "Funny Games U.S" drehte Michael Haneke ein eigenes Remake seines gleichnamigen Films von 1997.
"Things we lost in the fire"
USA 2007. Regie: Susanne Bier. Darsteller: Halle Berry, Benicio Del Toro, David Duchovny. FSK: ab 12, Länge: 117 Minuten

Die erfolgreiche dänische Autorenfilmerin Susanne Bier ("Open Hearts", "Brothers - Zwischen Brüdern", "Nach der Hochzeit") dreht ihr neues Familiendrama in Hollywood mit einzigartigen Stars: Benicio Del Torro (Jerry) und Halle Berry (Audrey). Was der eine vermag, gelingt der anderen nicht: Die Geschichte einer Frau, die durch einen fürchterlichen Zufall ihren Mann verlor und ausgerechnet in dessen von ihr verhassten Freund, der im eigenen Leben gescheitert ist, Halt findet, erschlägt den Zuschauer mit Breitwandemotionen.

Bei dieser hoch emotionalen Geschichte, in die auch noch zwei süße Kinder involviert sind, wäre Zurückhaltung in Regie und vor allem auch Darstellung angebracht gewesen. Die sonst so sensible und bei aller Dramatik innerhalb familiärer Beziehungen auch immer humorvolle "Dogma"-Filmerin überzieht alle Register.


"Sex and the City"
USA 2008. Regie: Michael Patrick King. Darsteller: Sarah Jessica Parker, Kim Cattrall, Kristin Davis, Cynthia Nixon, Chris Noth, David Eigenberg u.a. FSK: ab 12. Länge: 145 min.
<im_44732>"Sex The City - The Movie" (NUR IM ZUSAMMENHANG MIT DEM FILMSTART)</im_44732>Carry, Charlotte, Samantha und Miranda sind wieder da. Sie sind wirklich vier Jahre älter geworden. Die Handlung ist neu und wiederholt nicht die Serienstorys in einer Art Best Of. Natürlich geht es wieder um Liebe, Mode und um New York. Sarah Jessica Parker als Carrie ist die Erzählerin, von der Kolumnenschreiberin hat sie sich allerdings zur erfolgreichen Schriftstellerin gewandelt. Sie ist die Seele von "Sex and the City" und hat ihr die schöne sarkastische Note gegeben.

Nichts war vor diesen Schandschnauzen sicher, wenn sie sich denn zum Shoppen oder Poppen oder Edelkaffees Schlürfen trafen. Weibliche Singles behaupteten ihren Lebensstil in einer Gesellschaft, die offiziell immer noch an Familie und heterosexueller Zweisamkeit klebte. Das war - zumindest in Amerika Sprengkraft genug. Von 1998 bis 2004 liefen sechs Staffeln, es gab sieben Emmies, acht Golden Globes, unaufhörlich Wiederholungen.

Nun hat Carrie ihren bindungsunwilligen Mr. Big (Chris Noth) in eine gemeinsame Wohnung verfrachtet, die Hochzeitsvorbereitungen laufen. Charlotte (Kristin Davis) löste ihr größtes Problem mit der Adoption eines süßen chinesischen Mädchens. Miranda (Cynthia Nixon) leidet im Dauerstress als berufstätige Familienmutter und ist aus Manhattan weggezogen. Auch die wieder kerngesunde Samantha (Kim Cattral) lebt mit festem Lover im sonnigen Kalifornien. Damit ist auch für Serienmuffel eine ganz normale romantische Komödie mit sarkastischen Untertönen im Angebot.

Doch das Problem ist, dass die immer ganz witzigen, manchmal auch recht scharf geschliffenen Zungen der vier Frauen seltener zum Einsatz kommen. Mit der nun wirklich abgespielten Konstruktion einer geplatzten Hochzeit werden die vier Frauen auf einen Luxustrip ins schöne Mexiko dann doch wieder zusammengeführt. Dafür wird das Motiv der Mode-Ikonen von "Sex and the City" über Gebühr auf der Fashion Week in New York und der Wahl des Hochzeitskleides strapaziert.

Ende gut, alles gut? Wer sich an das Serienende erinnert, weiß ungefähr wie es die Produzentin und Hauptdarstellerin Sarah Jessica Parker und ihr Serienautor Michael Patrick King, der auch den Film geschrieben hat, damit halten. Wenigstens bleibt der Einspielerfolg in der Familie, vielleicht sogar auf der hohen Kante für eine Fortsetzung.


"Funny Games U.S."
USA 2007. Buch und Regie: Michael Haneke. Mit: Naomi Watts, Tim Roth, Michael Pitt u.a., Farbe, 111 Minuten, FSK: keine Jugendfreigabe

<im_44734>"Funny Games" (NUR IM ZUSAMMENHANG MIT DEM FILMSTART)</im_44734>Michael Haneckes Remake seines eigenen, hochemotionalen Thrillers im Hochglanz-Hollywoodformat ist immer noch eine hoch spannende Geschichte über Gewalt und Demütigung. Nicht psychologisierend oder erklärend und gerade deshalb so provozierend. Von den Hollywoodstars Naomi Watts und Tim Roth als terrorisiertes Ehepaar ebenso gut gespielt wie von Michael Pitt und Brady Corbet als jugendliche Gewalttäter.
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