Falsche Nähe

Von Sarah Zerback · 25.01.2012
Blauer Himmel, saftige Wiesen und Kühe, die nicht glücklicher aussehen könnten: Die Lebensmittelindustrie setzt vielfach auf idyllische Heimatbilder und regionale Nähe. Denn immer mehr Käufer wollen Produkte aus der Umgebung.
Doch was auf den Packungen steht, ist oft vage oder sogar nur die halbe Wahrheit. Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner plädiert im Rahmen der Grünen Woche für mehr Transparenz:

"Und deshalb geht es mir darum, dass derjenige, der mit regional wirbt, auch in Zukunft angeben soll, was ist eigentlich die Region und was ist eigentlich der Bezug zu dieser Region und wer überprüft es dann auch noch."

Die bisherige Praxis sieht anders aus und ist für den Verbraucher eher verwirrend. So bescheinigt etwa das blau-gelbe g.g.A.-Siegel die geschützte geografische Angabe. Dabei reicht es, dass eine der Produktionsstufen im Herkunftsgebiet stattfindet - die Rohstoffe selbst müssen nicht aus der Region stammen. Im Klartext heißt das zum Beispiel: Schwarzwälder Schinken muss nicht aus dem Schwarzwald kommen. Es reicht, den Schinken hier lediglich zu räuchern. Kann also sein, dass ein armes Schwein aus einem Großmastbetrieb in Dänemark nur zum Räuchern in den Schwarzwald verfrachtet wird, um dann als Schinken an einem dritten Ort in Plastik verschweißt zu werden.

Weitaus eindeutiger ist das rot-gelbe g.U.-Siegel. So gekennzeichnete Produkte, müssen in der entsprechenden Region erzeugt, verarbeitet und hergestellt werden – der Ursprung ist also geschützt. Wer zum Beispiel Allgäuer Bergkäse herstellt, muss dafür Milch aus dem Allgäu verwenden und ihn auch dort verpacken. Derzeit tragen allerdings nur 29 Produkte in Deutschland dieses Siegel – davon 23 Mineralwässer.

Auch regionale Spezialitäten können entsprechend gekennzeichnet werden. Münchner Weißwurst, Schwäbische Maultaschen, Teltower Rübchen und Rheinisches Apfelkraut stehen derzeit als garantiert regionale Spezialitäten unter EU-Schutz. Damit verbunden sind bestimmte Regeln für Produktion und Rezeptur. Wo die Zutaten allerdings im Einzelnen herkommen, ist nicht mit abgedeckt.

Mit dem so genannten Regionalfenster auf Verpackungen soll die Kennzeichnung jetzt verständlicher werden:

"Ich mach´s mal am Beispiel von einer Marmelade, die aus der Eifel kommt: Da soll dann künftig zum Beispiel draufstehen, dass Hundert Prozent der Erdbeeren aus der Eifel kommen, der Zucker kommt aus Deutschland, das Pektin kommt vielleicht weltweit und dann kann man an den einzelnen Produkten das erkennen."
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