Fährunglück in der Adria

Experten suchen nach der Brandursache

Rettungseinsatzkräfte am Capitaneria di Porto
Auch in der Nacht retteten Einsatzkräfte Passagiere von der brennenden Fähre "Norman Atlantic" © picture alliance / dpa
29.12.2014
Die Brandkatastrophe auf der Adria-Fähre "Norman Atlantic" hat mehrere Menschen das Leben gekostet, Vorwürfe wegen Sicherheitsmängeln sind im Umlauf. Der ADAC warnt dennoch davor, voreilige Schlüsse zu ziehen.
Am Montagmittag kam die Eilmeldung: Alle verbliebenen Passagiere und ein Großteil der Besatzung von der "Norman Atlantic" wurden gerettet. In einer dramatischen Rettungsaktion bei Sturm und hoher See waren rund 500 Menschen von dem in Richtung albanische Küste treibenden Schiff geholt worden, die meisten per Hubschrauber. Mindestens fünf Menschen starben.
Was das Feuer auslöste, ist unklar. Zuletzt inspiziert wurde die Unglücksfähre am 19. Dezember von der Hafenbehörde im griechischen Patras. Dabei seien sechs "Mängel" entdeckt worden, von denen jedoch keiner so schwerwiegend gewesen sei, das Schiff im Hafen festzusetzen, heißt es in einem Bericht der Europäischen Agentur für die Sicherheit des Seeverkehrs. Dennoch ist die Aufregung jetzt groß.
Der ADAC, der regelmäßig Fähren testet, warnt vor voreiligen Schlüssen. Man müsse vorsichtig sein mit den Informationen, die momentan kursieren, sagte ADAC-Sprecher Klaus Reindl im Deutschlandradio Kultur. "Noch weiß man nicht, warum dieses Feuer ausgebrochen ist", sagte er. Bis zur endgültigen Klärung durch Brandschutz-Experten könne es Wochen oder sogar Monate dauern.
Die Reederei ist bei ADAC-Tests nicht negativ aufgefallen
Die "Norman Atlantic" ist laut Reindl noch nie vom ADAC unter die Lupe genommen worden. Andere Schiffe der Reederei aber schon – "und diese Reederei hat eigentlich immer relativ gut abgeschnitten", sagte er.
Die "Norman Atlantic" war am frühen Sonntagmorgen auf dem Weg vom griechischen Hafen Patras in die italienische Stadt Ancona in Brand geraten. Heftiger Seegang verhinderte eine zügige Rettung mit Booten, obwohl mehrere Schiffe in der Nähe der manövrierunfähigen Fähre waren.
Da das Feuer im Autodeck ausbrach, retteten sich die Passagiere auf das obere Deck. Dort seien jedoch Regen und Hagel auf sie niedergeprasselt, an Bord herrsche Panik, sagten Passagiere griechischen Medien telefonisch.
Insgesamt waren zehn Handelsschiffe an der Rettungsaktion beteiligt. Sie bildeten eine Mauer, um die Fähre vor dem Sturm zu schützen. Griechische und italienische Hubschrauber kämpften beim Versuch, sich dem Schiff zu nähern, gegen heftige Böen an. Laut der italienischen Küstenwache konnten nach 16 Stunden immerhin die aus dem Schiff dringenden Flammen gelöscht werden.
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