Fade Sprüche via Social Media

Die langweiligen Tweets der Fußballstars

Leroy Sane (l.) und Lukas Podolski zeigen sich etwas auf dem Smartphone.
Smartphones gehören Fußballer-Alltag wie Stutzen, Trikots und Trainingshosen. © Christian Charisius/dpa
Von Christian Schiffer · 30.10.2016
"Wir müssen alles geben" - die meisten Tweets von Fußballprofis sind so überraschend wie ein Sieg des FC Bayern. Neben allerlei Werbung für sich selbst und für Sponsoren gibt es vor allem Plattitüden. Und der Twitter-Account eines bestimmten Fußballers ist ganz besonders öde.
"Jedes Spiel ist anders und immer geht es bei 0:0 los."
"Ohne unsere Fans wären wir gar nichts!"
"Training ist alles! Ich versuche mich stets zu verbessen und stärker zu werden."
Abgegriffene Fußballweisheiten, nichtssagende Plattitüden, fade Kalendersprüche, daraus speist sich zu einem großen Teil der Twitter-Account von Marc-André Ter Stegen, Fußballtorhüter beim FC Barcelona und die deutsche Nummer 2. Die Süddeutsche Zeitung hat unlängst seinen Twitter-Account zum langweiligsten Twitter-Account der Fußballwelt ausgerufen, was natürlich Unsinn ist, den langweiligsten Twitter-Account der Fußballwelt, der gehört nämlich immer noch Phillip Lahm:
"Nach dem Sieg in der Champions League wollen wir heute in der Bundesliga die nächsten 3 Punkte einfahren!"
Eines unterscheiden Phillip Lahms Twitter Account aber von jenem Ter Stegens: Man hat beim Bayern-Kapitän wirklich das Gefühl, dass er selbst es ist, der da twittert, bei Ter Stegen sieht das schon eher aus nach Agentur. Phillip Lahm gilt ja ohnehin nicht als die größte Spaßkanone im Fußballzirkus und seine sedierenden Tweets vermitteln da schon fast ein Gefühl der Authentizität.

Es geht auch um Authentizität

"Ich freue mich auf die freien Tage, die ich mit der Familie verbringen werde."
Und um Authentizität geht es ja bei Social Media. Twitter und Co. sollen dem Fan das Gefühl geben, ganz nah dran zu sein an seinem Star, sie sollen im besten Fall einen kleinen Blick hinter die Kulissen des Fußball-Business' gewähren. Ronaldo beispielsweise lässt seinen 47 Millionen Twitter-Follower teilhaben an Trainingsimpressionen, hier gibt es Ronaldo wie er Playstation spielt, Ronaldo, wie er durch den Wald joggt und Ronaldo, wie er seinen eingeölten Körper in der Sonne bräunt. Und natürlich gibt es ganz viel Ronaldo-Werbung:
"Training fast to come back stronger with the Nikefootball Strike Series."
Für die Stars kann Twitter & Co. zur "Marken Awareness" beitragen, wie es bei den PR-Profis so schön heißt. Spieler können leichter zur eigenen Marke werden, Spieler, die bereits eine eigene Marke sind, können leichter zu einer noch größeren Marke werden und Spieler, die auf dem Platz keine große Rolle mehr spielen, wie etwa Lukas Podolski, können so leichter eine Marke bleiben.
Für die Vereine wiederum bedeutet das, dass sie weniger Einfluss habe auf das Image eines Spielers, denn er selbst, beziehungsweise seine Agentur, bestimmt was an Fans und Öffentlichkeit kommuniziert wird.

Social Media - über Nähe als Geschäftsmodell: Hören Sie dazu auch das Gespräch mit Thomas Horky von der Hochschule Macromedia in Hamburg:
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