Fabrice Millischer bei der Deutschen Radio Philharmonie

Sinfonie incognito

Der Posaunist Fabrice Millischer
Der Posaunist Fabrice Millischer © Website Millischer
03.02.2017
Mit dem Posaunenkonzert von Henri Tomasi war Fabrice Millischer bei der Deutschen Radiophilharmonie zu Gast. Mario Venzago dirigierte außerdem die Nullte von Anton Bruckner und das op. 52 von Robert Schumann.
Zwei gern gesehene Gäste bestritten das Matineekonzert der Deutschen Radio Philharmonie am letzten Januarsonntag des Jahres 2017. Der ehemalige Soloposaunist Fabrice Millischer spielte eines der modernen Paradestücke für dieses Instrument - und der Schweizer Gastdirigent Mario Venzago widmete sich mit dem saarländisch-pfälzischen Rundfunkorchester seinem Lieblingskomponisten Anton Bruckner. Die Werke des spätromantischen Sinfonikers sind dem Orchester seit der intensiven Arbeit mit seinem Ehrendirigenten Stanisław Skrowaczewski bestens vertraut, auch die randständigen wie die ersten Sinfonien, die durch ihre seltsame oder gänzlich fehlende Ordnungszahl scheinbar zum apokryphen Erbe Bruckners gehören. Die "Nullte" Sinfonie schätzen die erfahrenen Brucknerdirigenten wie Skrowaczewski und Venzago als vollkommen gleichwertige und wegweisende Werke.
Eine weitere "Sinfonie incognito" eröffnete den Abend in der Saarbrücker Congresshalle - Ouvertüre, Scherzo und Finale in E-Dur op. 52 von Robert Schumann. Diese drei Charakterstücke für Orchester entstanden kurz nach der ersten Sinfonie des Meisters und sollten auch einzeln aufführbar sein. Sie hängen aber doch deutlich zusammen, so dass es logisch ist, sie wie eine dreisätzige Sinfonie an den Anfang eines Konzerts zu stellen.
Der vielfach ausgezeichnete Solist Fabrice Millischer, Hochschullehrer in Paris und Freiburg im Breisgau, kehrte mit dem Solokonzert des südfranzösischen Komponisten Henri Tomasi zu seinem ehemaligen Orchester zurück. Tomasi schrieb das kleine, aber feine Solokonzert 1956 für einen Wettbewerb am Pariser Konservatorium. Es atmet klassische Eleganz, bietet dem Solisten viele Gelegenheiten zu glänzen und ist ein Beispiel für die Vielfalt unorthodox moderner Musik. Der aus einer korsischen Familie stammende Henri Tomasi wollte niemals Musik schreiben, die festgelegten Systemen oder bestimmten Glaubensrichtungen folgte. So finden sich in seinen Solokonzerten, die er bevorzugt für Blasinstrumente komponiert hat, vielfältige Anklänge an alte und traditionelle Musikformen. So endet das Posaunenkonzert mit einem Satz, der "Tambourin" überschrieben ist. Das bezieht sich auf alt-provenzalische Musik, klingt aber genauso gut wie Musik aus Südamerika.
Congresshalle Saarbrücken
Aufzeichnung vom 29. Januar 2017
Robert Schumann
Ouvertüre, Scherzo und Finale für Orchester E-Dur op. 52
Henri Tomasi
Konzert für Posaune und Orchester
Anton Bruckner
Sinfonie d-Moll ("Nullte")

Fabrice Millischer, Posaune
Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern
Leitung: Mario Venzago