EZB-Proteste

Blamage für Blockupy

Ein Blockupy-Aktivist demonstriert anlässlich des EZB-Neubaus vor einer brennenden Barrikade in Frankfurt.
Demonstrant vor einem brennenden Polizeiauto am Rande der Proteste in Frankfurt. © dpa / picture alliance / Andreas Arnold
Von Ludger Fittkau · 18.03.2015
Die brennenden Autos und Übergriffe auf Polizisten in Frankfurt am Main markieren einen Tiefpunkt der Protestkultur, kommentiert Ludger Fittkau. Er kritisiert die Versuche, sich mit dem Hinweis auf ausländische Wutbürger vor der Verantwortung zu drücken.
Laut, Bunt und friedlich. So sollten die Proteste in Frankfurt am Main gegen die offizielle EZB-Eröffnung sein. Mit fantasievollen Aktionen wollte sich das Blockupy-Bündnis gegen die Bankenmacht zurückmelden. Denn es war still geworden um die Kritiker des entfesselten Finanzkapitalismus.
Nach dem Tag heute in Frankfurt am Main muss man sagen: Es wäre wohl besser still geblieben rund um Blockupy. Denn das, was sich in der Bankenstadt ereignete, war nichts anderes als eine große Blamage für das Protest-Bündnis. Laut war es, bunt und friedlich aber nicht. Sondern schwarz vom Rauch brennender Autos; und gewalttätig. Nicht nur Polizisten wurden von den militanten Kritikern der Europäischen Zentralbank attackiert. Sondern sogar Feuerwehrautos.
Das ist ein Tiefpunkt der Protestkultur, wie es ihn hierzulande lange nicht gegeben hat. Peinlich, dass sich das Blockupy-Bündnis nun damit herausreden will, es seien Zugereiste aus dem europäischen Ausland gewesen, die für die Eskalation gesorgt haben. Mag sein, dass krisen-gebeutelte Italiener oder Spanier schneller zum Molotowcocktail oder zum Pflasterstein greifen als deutsche Bankenkritiker, denen es im Alltag vergleichsweise gut geht.
Warnungen nicht ernstgenommen
Doch jetzt mit dem Finger auf die europäischen Wutbürger zu zeigen, die aus den Nachbarländern angereist sind, um das schmucke Frankfurt am Main mit einer Spur der Gewalt zu durchziehen - das verstärkt die Blamage für Blockupy noch. Denn das Bündnis hatte vorher über die vielen Busse gejubelt, die aus dem europäischen Ausland an den Main kommen. Vom Schulterschluss etwa mit der spanischen Podemos-Bewegung oder der griechischen Regierungspartei Syriza hatte sich Blockupy auch Belebung für die eigene Polit-Praxis versprochen.
Die Polizei hatte schon früh vor den Gewaltbereiten aus dem Ausland gewarnt, die im Zuge der Blockupy-Proteste gegen die Eröffnung der Europäischen Zentralbank nach Frankfurt kommen werden. Blockupy hatte das als Panikmache abgetan. Heute hat sich mehr als deutlich gezeigt, dass die Sorgen berechtigt waren.
Blockupy, getragen etwa von Attac oder auch der Linkspartei, muss sich jetzt fragen, wie es weitergehen kann. Noch hofft man, dass sich die Mehrheit gewaltfreier Blockierer wieder stärker ins öffentliche Bewusstsein drängen kann, wenn sich die Rauchwolken der brennenden Autos in Frankfurt am Main wieder verzogen haben - auch aus den Köpfen der Betrachter. Doch eines ist klar: Man muss sich auch international sehr genau aussuchen, mit wem man auf der Straße gemeinsame Sache macht. Wenn Blockupy die Proteste künftig nicht nur laut, sondern auch wieder bunt und friedlich gestalten will, muss die Bündnispolitik dringend überprüft werden. Sonst verspielt die Bewegung auch den letzten öffentlichen Kredit, der ihr nach der heutigen Blamage noch bleibt.
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