Explosionen, Rennereien und Prügelorgien

Von Hans-Ulrich Pönack · 14.12.2011
Tom Cruise alias Ethan Hunt wird in diesem vierten Teil der "Mission Impossible"-Serie wieder in spektakuläre Action-Szenen verwickelt: Der Kreml fliegt in die Luft, er klettert auf dem höchsten Gebäude der Welt in Dubai herum. Nur Inhalt liefert der Film nicht so viel.
"Mission Impossible: Phantom Protocol" ist der vierte Streifen dieser Aufguss-Reihe, die sich längst vom Ursprung der berühmten TV-Serie "Mission: Impossible", beziehungsweise wie sie bei uns lange in der ARD hieß: "Kobra, übernehmen Sie!" (mit 168 Episoden zwischen 1966 und 1973 und mit 35 Episoden zwischen 1988 und 1990), abgewandt hat.

In den Folgen dieser Reihe ging es vor allem darum, politische Oberhäupter-Verbrecher und gesellschaftliche Unholde technisch auszutricksen - mittels außerordentlich begabter Experten, die weniger an Gewalt , mehr an brillanter Verkleidung und verblüffender Spitzenfopperei interessiert waren. Der erste "Mission: Impossible"-Kinofilm von Brian De Palma aus dem Jahr 1996 folgte noch annähernd diesem Schema. Teil II von 2000, Regie: John Woo, war dann schon mehr am Krawall interessiert. Im Teil III von J. J. Abrams, 2006 herausgekommen, war Tom Cruise als Special Agent Ethan Hunt nur noch eine Art Bond-Kopie inmitten eines Radau-Spektakels.

Teil IV benimmt sich genauso: Explosionen, Rennereien, Prügel-Orgien zuhauf. Action-Motive, viel dummes Geplapper,marionettenhafte Pappkameraden. Eine Mission läuft schief, der Kreml wird in die Luft gejagt, die neue Crew um den alten Ethan "Cruise" Hunt für den Terror verantwortlich gemacht und ausgeschlossen.

Natürlich ermittelt man eigenständig weiter. Und ackert sich durch so lukrative Orte wie Prag, Moskau, Vancouver und natürlich Dubai. Warum natürlich? Weil Marketing, Werbung und Produktion ihren treuen Journalisten-Freunden immer wieder gerne und besonders dieses tolle Set ans warme Berichterstatterherz legen, wo in diesem Falle Mit-Produzent Tom Cruise, heute 49, tatsächlich am dortigen höchsten Gebäude der Welt, Burj Khalifa, 828 Meter, außen herumklettert- heißt es jedenfalls - um den Oberschurken zu jagen.

Die vom Schweden Michael Nyquist dargestellte Figur ist eine der peinlichsten Bösewicht-Figuren der letzten Action-Jahre. Sitzt oft im Auto bewegungslos, murrt irgendetwas von Anweisung vor sich hin, zeigt sich gerne mit dunkler Sonnebrille plus Koffer, und wenn er mal in Bewegung ist, steht er vor irgendeinem Computergerät, bedient wild funkelnde Tasten und erklärt uns die schlimmen Folgen seines Tuns: eine atomare Katastrophe auslösen.

Wenn ich etwas an Bruce Willis mag, dann sind das vor allem seine Blut-, Schweiß- & Tränen-Auftritte in den "Stirb langsam"-Shows. Dort riecht man förmlich den Dreck, Schmutz, seine bemühte Haut. Beim Kapuzenmann Tom Cruise ist das so, dass er seine Gegner reihenweise handgerecht umnieten kann, um danach kaum Wund- und Blutspuren an sich zu hinterlassen. Kein Splitter, kein tieferes Auachen, nix. Also bitte, ihr Produktionsheinis, ihr müsst mir so was doch wenigstens ansatzweise überzeugend rüberbringen.

Regisseur Brad Bird hat bisher als Spielleiter nur Animationsfilme bewegt. Bekam dabei für Hochkaräter wie "Die Unglaublichen - The Incredibles" und "Ratatouille" jeweils einen "Oscar" für die jahresbeste Animation. Er war zudem an mehr als 180 Episoden der TV-"Simpsons" beteiligt. Mit seinem ersten "Menschen-Movie" aber liegt er qualitätsmäßig weit daneben - mit seinen Marionetten-Akteuren und deren plumpem Getue.

USA 2011. Originaltitel: Mission: Impossible - Ghost Protocol. Regie: Brad Bird. Darsteller: Tom Cruise, Jeremy Renner, Simon Pegg, Paula Patton, Josh Holloway, Michael Nyqvist, Vladimir Mashkow, Léa Seydoux. Ab 12 Jahren. 132 Minuten.

Filmhomepage "Mission Impossible: Phantom Protocol"