Experiment "Ludwig nimmt die Treppe"

Künstler lässt Treppe erklingen

Der Klangkünstler Erwin Stache
Der Klangkünstler Erwin Stache © picture alliance / dpa / Sebastian Kahnert
Von Henning Hübert · 28.11.2015
"Ludwig nimmt die Treppe" heißt ein Projekt, das während des Bonner Beethovenfestes installiert wurde. Der Künstler Erwin Stache entwickelte mit Unterstützung des Fraunhofer-Instituts eine Klangtreppe - um die Fußgänger von der Rolltreppe wegzulocken.
Der Auftrag für das Experiment "Ludwig nimmt die Treppe" kam von der Stadt Bonn. Für sie war der Klangkünstler Erwin Stache auch schon mal der offizielle Stadtklangkünstler, hat mit seinen Installationen die Fußgängerzone beschallt. Die ausgefeilte Lichtschranken- und Sensortechnik der Bonner Klangtreppe haben die Forscher des Fraunhofer-Instituts geliefert. Das Programm ließ sich nicht austricksen. Es reagierte auch auf Treppensprünge – zwei Schritte vor, einer zurück waren kein Problem. Die 33 Stufen in der zugigen Fußgängerpassage hatte Stache zum Beethovenfest mit einem Porträt des in Bonn geborenen Komponisten beklebt – wilde Frisur, grimmiger Blick. Außerdem waren Notenköpfe und die Textzeile "Freude schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium" auf die Stufen geklebt. Staches Prinzip: Die Klänge verändern sich je nach Treppenstufe und Zeitpunkt.
"Es soll einerseits Energie gespart werden. Also die Rolltreppe nicht benutzen, diese Treppe benutzen. Was wieder zu weniger CO2-Ausstoß führt. Also mehr Natur. Deswegen auch bisschen die Naturklänge ab und zu mal. Dann gibt es diesen sportlichen Aspekt: Gesunderhaltung, das ist auch eine klare Vorstellung. Und die musikalische Sache, dass es eine interaktive Aktion ist. Dass es ein Instrument ist, was jeder ohne zu üben sozusagen benutzen kann und da was gestalten kann."
Weitere innerstädtische Klangprojekte in Planung
Neu war für die Fraunhofer-Forscher die intensive Zusammenarbeit mit einem Künstler wie Erwin Stache und die Wirkung auf eine so große Öffentlichkeit durch das Experiment. Der Fraunhofer-Forscher René Reiners will die gesammelten Erfahrungen in weiteren innerstädtischen Klangprojekten anwenden. Er hofft, dass auch andere Städte die Chance erkennen, übers Ohr und nicht nur das Auge die Fußgänger auf andere Bahnen zu lenken:
Die Stadtverwaltung steckt sich nach der Klangtreppe noch höhere Ziele: Im Jubiläumsjahr 2020 – 250 Jahre nach der Geburt des Komponisten – soll an mehreren Orten zu hören sein, wie Bonn in den Jugendjahren Beethovens klang. Und weil es in der einmonatigen Probephase keinerlei Vandalismus gab, will die Stadtverwaltung jetzt auch vorschlagen, die Klangtreppe dauerhaft zu installieren.
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