Ex-Politiker Uwe-Karsten Heye

"Ich wollte zeigen, was die Nazis angerichtet haben"

Uwe-Karsten Heye
Politisch ein Leben lang engagiert: Uwe-Karsten Heye © imago / Hoffmann
Uwe-Carsten Heye im Gespräch mit Ulrike Timm · 25.01.2016
Uwe-Karsten Heye war Journalist und später Regierungssprecher. "Im Gespräch" äußert er sich unter anderem über einen Film zu seiner Lebensgeschichte, sein politisches Leben - und über den Verein "Gesicht Zeigen!".
Uwe-Karsten Heye sei sein "linkes Gewissen", hat Altbundeskanzler Gerhard Schröder ehemals über seinen politischen Weggefährten gesagt. Der gelernte Journalist war zunächst Schröders Sprecher in Niedersachsen und ab 2002 Berater und Regierungssprecher der ersten rot-grünen Bundesregierung. Später hat er den Verein "Gesicht Zeigen!" gegründet, der sich gegen Rechtsextremismus engagiert.
17 eng beschriebene Seiten
Die durch Vertreibung und Flucht schwierige Kindheit und Jugend Heyes lernte ein Millionenpublikum vor fünf Jahren kennen, als im ZDF der Zweiteiler "Schicksalsjahre" mit Maria Furtwängler in der Hauptrolle lief. Der Film fußt auf der 2004 veröffentlichten Lebensgeschichte Heyes. "Vom Glück nur ein Schatten" heißt diese.
"Ich wollte am Beispiel meiner Familie zeigen, was die Nazis angerichtet und mit den Menschen gemacht haben", sagt er.
Im Mittelpunkt von Heyes Erzählung steht seine Mutter. An ihrem Schicksal wollte er klar machen, was dieser Generation zu verdanken sei, berichtet er. Sie gab ihm einst 17 eng beschriebene Seiten, die Heye aber lange nicht gelesen hat. Aus Angst darüber, zu erfahren, wie eng die Familie in den Nationalsozialismus möglicherweise verstrickt war. Er habe einen Freund gehabt, der nicht ertragen konnte, dass sein "geliebter Großvater" Aufseher in einem Konzentrationslager gewesen war, erzählt Heye. Der Freund nahm sich das Leben.
Seine Mutter gab ihm die Neugier mit
Seine Mutter war unpolitisch. Aber sie sei selbstkritisch mit dem eigenen Leben umgegangen, so Heye. Und habe ihm die Neugier mitgegeben, zu erforschen, wie der zivilisatorische Bruch unter den Nazis möglich gewesen sei. Sein Fazit:
"Wir sind nur dann in der Lage, Wiederholungen der eigenen Geschichte zu vermeiden, wenn wir darüber Bescheid wissen, wie sie entstanden ist, entstehen konnte und was versäumt wurde."
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