"Evangelische Kirche muss Käßmanns Weg der Öffnung weitergehen"

24.02.2010
Der Präsident der Berliner Humboldt-Universität, der evangelische Theologe Christoph Markschies, hat der EKD-Ratsvorsitzenden Margot Käßmann für ihren Rücktritt wegen der Trunkenheitsfahrt Respekt gezollt. Dieser Schritt wäre nicht nötig gewesen, sagte Markschies.
Er verwies darauf, dass sich der Rat der Evangelischen Kirche hinter Käßmann gestellt hat, nachdem bekannt geworden war, dass sie am Wochenende mit mehr als 1,5 Promille Alkohol im Blut mit dem Auto bei Rot über eine Kreuzung gefahren war.

Markschies sieht als zentralen Punkt in der Begründung Käßmanns für ihren Rücktritt den von ihr verwendeten Begriff der Geradlinigkeit. Wer dies anstrebe, müsse sich zugleich möglichst vorbildlich verhalten, so der Theologe. "Wer sich um höchste Geradlinigkeit bemüht - da versteht man, dass er diesen Weg gehen muss."

Laut Markschies verliert die Evangelische Kirche in Deutschland mit dem Rückzug Käßmanns von ihren Ämtern als EKD-Ratsvorsitzende und Hannoversche Landesbischöfin eine "ganz beherzte und muntere Theologin". Sie habe gezeigt, "dass auch Christenmenschen fehlbare Figuren sind", die zu ihren Fehlern und gebrochenen Biografien stehen - "bis hin zu der heutigen Rücktrittserklärung".

Der Theologe betonte, die evangelische Kirche müsse den von Käßmann eingeschlagenen Weg der Öffnung weitergehen. Christentum bedeute kurz gefasst "ein Angebot für besser leben und sterben". Käßmann habe es "meisterhaft verstanden", dies deutlich zu machen. "Damit ist der Weg der evangelischen Kirche auf lange Zeit festgelegt."