Eurovision Song Contest

    ARD erntet Shitstorm für Naidoo-Entscheidung

    Der Musiker Xavier Naidoo bei einem Auftritt in Mannheim in der SAP-Arena
    Der Musiker Xavier Naidoo bei einem Auftritt in Mannheim in der SAP-Arena © picture alliance / dpa
    19.11.2015
    2016 wird es keinen Wettbewerb darum geben, wer Deutschland beim Eurovision Song Contest vertritt. Die ARD hat festgelegt, dass Xavier Naidoo singen wird. Der Künstler war zuletzt durch rechtspopulistische Äußerungen aufgefallen. Inzwischen gibt es eine Online-Petition gegen seine Nominierung.
    "Das ist die beste Nachricht, im Hinblick auf die deutsche Präsenz beim ESC, die es geben kann", schreibt NDR-ESC-Moderator Jan Feddersen auf eurovision.de zur Entscheidung, dass Xavier Naidoo Deutschland beim ESC in Stockholm vertreten soll. Denn: Xavier Naidoo sei auch optisch der perfekte deutsche ESC-Sänger: "Er ist deutsch - und er sieht wie das moderne Deutschland des Jahres 2015 aus: multikulturell".
    Im Netz wird diese Entscheidung aber eher heftig kritisiert, da Xavier Naidoo in letzter Zeit vor allem durch homophobe und rechtspopulistische Äußerungen aufgefallen war. So trat er unter anderem bei einer Veranstaltung der sogenannten Reichsbürger auf, wo er über die von den USA besetzte Bundesrepublik predigte und zum Widerstand aufrief. Außerdem sei Deutschland nicht souverän, weil es mit den USA geheime Verträge abgeschlossen habe.
    Im Deutschlandradio Kultur kommentierte Martin Risel die Entscheidung und meinte die ARD habe die "Notbremse gezogen" nach der "tragischen Entscheidung" vom vergangenen Jahr, als die deutsche Sängerin Ann Sophie dann schließlich im Mai 2015 den letzten Platz gemacht hatte.
    Dennoch sei die Entscheidung "sehr fragwürdig", da sich Naidoo oft grenzwertig ausdrücke. Er wisse nicht, ob der Unterhaltungskoordinator der ARD, Thomas Schreiber, diese Entscheidung überleben werde.
    Martin Risel sagte über Xavier Naidoos umstrittene Äußerungen:
    "Ja, es gibt merkwürdige Bezüge, in dem, was er oft sagt. Er beruft sich gern auf das Alte Testament oder auf so apokalyptische Visionen. Er vergleicht sich auch schon mal mit dem biblischen König Salomon. Er sieht sich als Rassist mit dunkler Hautfarbe. Und hat dann immer wieder so krude verschwörungstheoretische Ansätze. [...]
    Er redet von in Europa auch stattfindenden Ritualmorden an Kindern. Und in diesem Zusammenhang gibt es dann eben Äußerungen, die als homophob aufgefasst werden können. Ich würde nicht sagen, er ist generell ein schwulenfeindlicher Sänger, aber er äußert sich auch da so krude, also er stellt die Notwenigkeit zum Schwulsein in Frage, das ist schon ein bisschen komisch."
    Hier können Sie einen Kommentar von Musikredakteur Tarik Ahmia zum Thema nachhören:
    Hier können Sie das Gespräch mit Einspielern nachhören:

    Naidoos krude Haltungen zur Bundesrepublik stehen auch im Zentrum zahlreicher Tweets zu dieser Entscheidung:
    Inzwischen gibt es sogar eine Online-Petition, die die Nominierung Naidoos verhindern will.
    Unsere Hörerinnen und Hörer diskutieren über die Entscheidung bei Facebook.
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