ESC ohne Xavier Naidoo

"Wir wussten, dass er polarisieren würde"

ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber; Aufnahme vom März 2015
ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber; Aufnahme vom März 2015 © picture alliance / dpa
ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber im Gespräch mit Elena Gorgis · 21.11.2015
Warum hat die ARD den ESC-Kandidaten nun doch zurückgezogen? Man habe der Heftigkeit der Diskussion anders nicht entgegentreten können, argumentiert Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber. Die Vorwürfe gegen Xavier Naidoo hält er weiterhin für unberechtigt.
Da war der Proteststurm dann doch zu heftig. Gestern noch hatte Thomas Schreiber, Leiter des Programmbereichs Fiktion und Unterhaltung im NDR, hier im Deutschlandradio Kultur die Entscheidung verteidigt, dass Xavier Naidoo Deutschland beim Eurovision Songcontest 2016 vertreten soll. Heute hat der NDR dessen Nominierung dann doch zurückgezogen.
Die Vorwürfe gegen den Sänger, er sei homophob oder rassistisch, hält der ARD-Unterhaltungskoordinator nach wie vor für unberechtigt. Im Deutschlandradio Kultur erklärte er:
"Ich bin nach wie vor der Meinung, dass viele der Vorwürfe gegen Xavier Naidoo unberechtigt sind. Und aus eigener Recherche, aus eigener Ansicht, aus eigenen Gesprächen halte ich auch die Vorwürfe, dass er Rassist oder homophob sei, nach wie vor für ungerechtfertigt.
Aber es ist auch deutlich geworden, dass die Intensität der Diskussion – also auch die Heftigkeit der Diskussion, um nicht zu sagen: manchmal auch Hass – so war, dass sie bis zum 14. Mai 2016, also dem Eurovision-Song-Contest-Tag in Stockholm, nicht aufgehört hätte. In der Zwischenzeit ist die Berichterstattung darüber auch ins Ausland rüber geschwappt, es gab die ersten Berichte im angelsächsischen Sprachraum. (...)
"Niemand hat sich vorgestellt, dass es in dieser Heftigkeit abgeht"
Wir wussten, dass er polarisieren würde, das war uns durchaus klar. Aber ich habe mir nicht vorgestellt – niemand bei uns hat sich vorgestellt, auch niemand von außen - dass es in dieser Heftigkeit abgeht."
Xavier Naidoo hält Schreiber weiterhin für einen der "populärsten und besten Sänger Deutschlands". Man habe sich von der ursprünglichen Entscheidung erhofft, einen Sänger zu haben, der "sympathisch-warmherzig" rüberkomme, "souverän" auftrete und für "unvergesslich emotionale Fernsehmomente" sorge.
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