Erziehungswissenschaftler fordert ganztägige Sekundarschule

13.04.2006
Der Präsident der Freien Universität Berlin und Erziehungswissenschaftler, Professor Dieter Lenzen, hat die Einführung einer ganztägigen Sekundarschule gefordert, die die Schultypen Gesamt-, Real- und Hauptschule ersetzt. Dieser neue Schultyp solle neben dem Gymnasium bestehen und schwächeren Schülern mehr Chancen eröffnen als die jetzige Hauptschule, sagte Lenzen im Deutschlandradio Kultur.
Eine Sekundarschule könne aber nicht das Problem der Migrantenkinder lösen. In Stadtteilen mit sehr hoher Migrantendichte müsse man die Sekundarschulen mit einer zusätzlichen Sprachausbildung ausstatten. Eine gemeinsame Einheitsschule für alle Kinder – auch für Gymnasiasten – lehnte Lenzen ab. Die Pisa-Ergebnisse der Gesamtschulen in Deutschland erlaubten es nicht, die Einheitsschule für alle als erfolgreich zu propagieren.
Die größte Herausforderung bei der Einführung einer Sekundarschule sei der erforderliche Mentalitätswechsel bei den deutschen Eltern, die Angst hätten, dass ihre Kinder mit sozial bedenklichen Verhältnissen in Kontakt kämen. Dagegen helfe, wenn man die Sekundarschule in der Einführungsphase mit mehr Ressourcen und einem besseren Unterricht ausstatte.

Zudem sei der Ganztagsbetrieb unerlässlich, damit die Schule ihrer Erziehungsaufgabe gerecht werden könne. "Wenn wir die Ganztagsschule nicht haben, hilft uns das Zusammenlegen von Sekundarschultypen überhaupt nichts", sagte Lenzen. Die Sekundarschule solle sich nicht als Reparaturinstitution für unterlassene Elternleistung verstehen, sondern von Anfang an als Erziehungseinrichtung, die mit den Eltern kooperiere. Lenzen bezifferte die Kosten für einen solchen Schultyp auf bundesweit etwa zehn Milliarden Euro.