Eröffnungsfestival

Konzert statt Kohle

Nationales Sinfonieorchester des Polnischen Rundfunks im Neuen Musikzentrum Kattowitz
Nationales Sinfonieorchester des Polnischen Rundfunks © Bartek Barczyk
23.10.2014
In Polen gelingt, was hierzulande nur noch peinlich ist. Nach Stettin erhält nun auch Kattowitz ein spektakulär modernes Konzertgebäude. Und das quasi pünktlich und ohne Kostenexplosion, dafür mit einem Feuerwerk an musikalischen Veranstaltungen in einem Eröffnungsfestival. Im Konzert spielen wir Ausschnitte daraus.
Kattowitz war einst der oberschlesische Ruhrpott mit unzähligen Zechen, Kraft- und Stahlwerken. Der Strukturwandel macht sich auch hier bemerkbar. Unter dem Motto "Kultur statt Kohle" läuft ein ehrgeiziges Umbauprogramm in allen Bereichen. Die Oberschlesier setzen auf Kunst, Bildung und Sport. Gerade fand hier die Volleyball-Weltmeisterschaft statt und brachte der polnischen Nationalmannschaft den Titel. Zu den europäischen Spitzenorchestern gehört auch das in Kattowitz beheimatete Rundfunksinfonieorchester.
Das Festival zur Eröffnung des Neuen Musikzentrums der schlesischen Metropole beginnt natürlich mit schlesischer Musik, dauert insgesamt vier Wochen und bietet viele Leckerbissen. Den Anfang macht das Orchester, für das dieser neue Musikkomplex errichtet wurde - das Nationale Sinfonieorchester des Polnischen Rundfunks mit seinem Münchner Chefdirigenten Alexander Liebreich.
Der "Schlesische Triptychon" stammt aus Witold Lutosławskis quasi realsozialistischer Phase in den frühen 50er Jahren. In Kattowitz zu Haus fühlte sich Wojciech Kilar. Der aus Lemberg stammende Komponist ist Ende letzten Jahres gestorben. Nach ihm hat die Stadt nun den Platz vor dem Neuen Musikzentrum benannt. Von Kilar gibt es das programmatische Stück "Grauer Nebel", das seine Verbundenheit mit der lokalen Kultur versinnbildlicht.
Neben dem London Symphony Orchestra gehören die Wiener Philharmoniker zu den Spitzenensembles, die eingeladen wurden, den neuen Saal in Kattowitz auszuprobieren. Viele einheimische Künstler und Ensembles sind ebenfalls vertreten. So auch das seit Jahrzehnten unermüdlich tätige Schlesische Streichquartett.
Der im Rheinland lebende Krakauer Komponist Krzysztof Meyer steuert ein neues Werk zum Festival bei. Es ist bereits das 14. Exemplar, das er in der Gattung Streichquartett geschaffen hat. In dieser Königsform der europäischen Musik hat er noch viel zu sagen.
Festival zur Eröffnung des Neuen Musikzentrums Kattowitz
Aufzeichnungen vom 1. und 2. Oktober 2014
Witold Lutosławski
"Schlesisches Triptychon" für Sopran und Orchester
Krzysztof Penderecki
"Als Jakob erwachte" für Orchester
Wojciech Kilar
"Grauer Nebel" für Tenor und Orchester
Henryk Mikołaj Górecki
Drei Tänze für Orchester
Ewa Tracz, Sopran
Wiesław Ochman, Tenor
Nationales Sinfonieorchester des Polnischen Rundfunks
Leitung: Alexander Liebreich
Krzysztof Meyer
Streichquartett Nr. 14 (Uraufführung)
Schlesisches Streichquartett