Ernährung in der Science-Fiction

Replikatoren und lebende Fleischklumpen

Die Crew des Raumschiffes USS Enterprise auf der Brücke in einer Szene der gleichnamigen Serie: (l-r) George Takei als Lieutenant Hikaru Sulu, Leonard Nimoy als Lieutenant Commander Spock vom Planeten Vulkan, Nichelle Nichols als Kommunikationsoffizier Lieutenant Uhura, William Shatner als Captain James Tiberius Kirk, Majel Barrett als Krankenschwester Christine Chapel, Walter Koenig als Sicherheitsoffizier Ensign Pavel Chekov, DeForest Kelley als Chefarzt Dr. Leonard Horatio McCoy, genannt "Pille" und James Doohan als Chef-Ingenieur Montgomery Scott , genannt "Scotty". (Aufnahme von 1967).
In der Science-Fiction-Serie "Star Trek" sorgten Replikatoren dafür, dass auch im Weltall niemand auf sein Lieblingsessen verzichten musste. © picture-alliance / dpa
Von Axel Rahmlow · 29.09.2015
Wie ernähren wir uns in der Zukunft? Nicht nur die Wissenschaft, auch die Science-Fiction beschäftigt sich mit dieser Frage. Der Tenor der meisten Autoren ist, dass beim Essen demnächst alles noch schlimmer kommen könnte. Aber es gibt auch optimistische Einfälle.
In ihrer Standardform sehen sie recht unauffällig aus. Im Endeffekt wie mannshohe Kaffeeautomaten, die in die Wand eingebaut sind.
"Dieses Gerät, wozu dient das? / Das ist ein Standardnahrungsreplikator."
Nur das dieser Kaffeeautomat über 4500 Speisen und Getränke innerhalb von Sekunden wie aus dem Nichts heraus entstehen lassen kann. Genauer gesagt: Sie aus eingelagerten Molekülen materialisiert.
"Ich zeig es ihnen."
Lieblingsessen auch im Weltall genießen
Standardnahrungsreplikatoren. Eine der großen technischen Errungenschaften in der Science-Fiction Serie "Star Trek". Die Menschheit hat Krieg und Gewalt hinter sich gelassen und erforscht in friedlicher Absicht den Weltraum. Und die Replikatortechnologie sorgt dafür, dass niemand Lichtjahre von der Heimat entfernt auf sein Lieblingsessen verzichten muss.
"Ein Stückchen New Yorker Käsekuchen / Tomatensuppe / Computer: Ein Spinatsaft mit einem Schuss Birne und eine Tasse Gemüsebouillon / Gewürzpudding"
Ganz problemlos scheint die Technik aber nicht zu sein. Denn manchmal hat sie regelrecht Gefühle:
"Einst, vor einer halben Ewigkeit nannte ich diesen Replikator einen aufgemotzten Toaster, das hat er mir nie verziehen."
Und natürlich gibt es selbst unter den friedliebenden Menschen des 24. Jahrhunderts einige, die immer was zu meckern haben:
"Replikatorhauptgericht 103. Curryhuhn mit Reis und Mohrrüben als Beilage. Aber wir beide wissen, was wir in Wirklichkeit essen. Replizierte Proteine und texturierte Kohlenhydrate."
Riesige lebende Hühnerfleischklumpen
Im Subtext heißt das: Alles schmeckt gleich. Aber dafür muss wenigstens kein Tier mehr leiden. Schuldfreies Essen also. Das gibt es allerdings auch in sehr viel düstereren Visionen der Zukunft, mit echtem Fleisch. Wobei "echt" relativ ist.
"Was sie sahen, war ein großes knollenförmiges Objekt, das mit einer getüpfelten, weißlich gelben Haut bedeckt zu sein schien. Aus dem Gegenstand ragten 20 dicke fleischige Röhren. Das in der Mitte ist der Kopf. Oben ist die Mundöffnung, dort werden Nährstoffe eingefüllt. Augen, Schnabel und so weiter sind überflüssig. Man hat sämtliche Hirnfunktionen ausgeschalten, die nichts mit Verdauung und Wachstum zu tun haben. Die Tierschutzfreaks können auch nichts mehr sagen, denn dieses Ding empfindet keinen Schmerz."
Dieses Ding ist ein Chickie Nob. Lebendes Hühnerfleisch. Die Kanadierin Margaret Atwood beschreibt so die Zukunft der Fleischindustrie in ihrem Roman "Oryx und Crake". Effizienzsteigerung, Funktionalisierung, Standardisierung. Vertuschen der wahren Produktionsbedingungen. Diese Grundregeln der Massentierhaltung heute hat "Eine Handvoll Venus" schon 1956 ins Absurde überhöht. In dem Buch geht es dann allerdings um 15 Meter hohe Hühner.
"Dutzende von Röhren führten in das pulsierende Fleisch. Man sah, dass sie lebte. Es überlief mich kalt, als sich das gummiartige Protoplasma halbkreisförmig nach innen wölbte. Wir befanden uns nun in einer Blase, bewegten uns durch einen hundert Tonnen schweren Fleischklumpen graubraunen Gummifleisches hindurch."
Eine Art weißlicher Frühstücksschleim
Hier steht der Mensch aber immerhin noch an der Spitze der Nahrungskette. Das geht auch anders. Im Film "Die Matrix" zum Beispiel versklaven Maschinen die Menschheit als lebende Batterien, um sich mit Energie zu versorgen. Und die wenigen Widerstandskämpfer müssen sich im Untergrund mit einer Art weißlichen Frühstücksschleim anfreunden.
"Wenn Du die Augen zumachst, schmeckt es fast wie rohe Eier. Oder wie eine Schüssel voll Rotz. Es ist ein Eiweißkomplex mit synthetischen Aminosäuren, Vitaminen und Mineralien."
Alles was der Körper braucht. Dieses Versprechen wird auch im Film "2022... die überleben wollen" gemacht. Auch hier werden den Menschen Umweltverschmutzung, Erderwärmung und Überbevölkerung zum Verhängnis. Auch hier haben große Firmen längst die Rolle von Staaten übernommen. Die Firma Soylent kontrolliert die Lebensmittelversorgung der halben Welt.
"Ich habe gesehen, was sich dort abspielt. Die Menschheit muss es wissen."
Am Ende steht der Kannibalismus
Das neueste Produkt: Soylent Grün. Schmackhaft, nährstoffreich, nur begrenzt zu haben. Und mit einer ganz speziellen Hauptzutat.
"Soylent Green ist ein Produkt aus Menschenfleisch. Sie machen unsere Nahrungsmittel aus Menschenfleisch. Es dauert nicht lange und sie werden Menschen züchten zur Ernährung, wie Vieh. Soylent Grün ist Menschenfleisch."
Am Ende aller Ernährungsdystopien steht der Kannibalismus. Obwohl man in diesem speziellen Fall dazu sagen muss: Das hat sich Hollywood so ausgedacht. In der Buchvorlage "New York 1999" war davon noch nichts zu lesen.
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