Erinnern und Vergessen

24.10.2010
Herbstzeit ist die Zeit zum Reflektieren. Grund fürs Neonlicht, sich mit dem Erinnern und Vergessen zu beschäftigen. Es geht um die "Delete"-Taste unserer Rechnertastatur, um die Suche nach dem "Verflixt-nochmal-wo?"-geparkten Auto. Außerdem beschäftigen wir uns mit einem erst 1996 erbauten Kriegsdenkmal in Moskau und fragen, womit sich eigentlich moderne Trophäenjäger ausstaffieren.
Recht auf Löschung?
Der Computer vergisst nichts, was Datenschützer immer wieder aufschreien lässt. Doch eigentlich sollten auch Psychologen ins Grübeln darüber kommen. Denn jederzeit an alles erinnert werden zu können, ist ein Graus. Zwar kann man inzwischen Dateien mit einem Verfallsdatum versehen, doch eine richtige Lösung gibt es für das Vergessen im Internet noch nicht. Der britische Computerexperte Viktor Meyer-Schönberger plädiert für die Idee des digitalen Rostens.

Die Ritter von Gatwick
Großstädter und Vielreisende mit Auto kennen das Problem: Sobald der Wagen mal ein paar Tage irgendwo geparkt ist, hat man sehr schnell vergessen, wo genau das nun eigentlich war. Auf dem Flughafen London-Gatwick hilft ein besonderer Service verzweifelten Reisenden, die ihr geparktes Fahrzeug auf den riesigen Parkplätzen einfach nicht mehr finden. Vergessen kann so schrecklich sein.
Kollektives Erinnern in Russland
In Russland ist Erinnerung Teil der Staatsdoktrin. In jeder Stadt brennt eine ewige Flamme im Gedenken an gefallene Soldaten. Martialische Denkmäler finden sich noch in der tiefsten Provinz. Eines der geschmacklosesten befindet sich aber mitten in Moskau. Seine Erinnerungs-Funktion ist fragwürdig. Die Moskowiter sehen den "Park des Sieges" eher als Naherholungsgebiet und ignorieren einfach die Kulisse.

Sag' mir was du sammelst Sag' mir was du sammelst ...
Jagdtrophäen sind mehr als persönliche Erinnerungsstücke. Sie transportieren auch auf eine dekorative Weise, dass man ein aufregendes Leben führt und schon viel herumgekommen ist. Auch wenn die Großwildjagd längst passé ist, ist das Sammeln von Trophäen noch nicht ausgestorben. Der moderne Trophäensammler umgibt sich mit Erinnerungsstücken aus aufgegebenen Fabriken und Kraftwerken oder Alltagsgegenständen aus exotischen Reiseländern. Voraussetzung ist natürlich, dass er sie selbst erbeutet hat.